Die kommenden Tage stellten sich für die beiden nicht gerade als einfach da. Besonders nicht einfach für den armen Seymor, der Alyssas ständigen Stimmungsschwankungen ausgesetzt war. Nach dem Nachmittag und auch der halben Nacht, die sie mit bestimmten Tätigkeiten zugebracht hatten, waren beide schließlich erschöpft eingeschlafen. Am nächsten Morgen, nachdem Alyssa ein Frühstück aufs Zimmer bestellt hatte, schien sie endlich aufgeschlossener ihrer Vergangenheit gegenüber. Da sie ohnehin nichts mit sich anzufangen wusste, kramte sie sich durch ihre wenigen Sachen. Selbst nachdem sie den vergoldeten Langdolch mit den vielen eingesetzten Steinen über eine Stunde angestarrt hatte, hatte er ihr kein Wörtchen über sich verraten. Also setzte sie ihre Suche fort. Das, was sich als leichtestes erwies, war der Bilderband, den sie analytisch genau inspizierte und sich selbst in einigen Bildern erkannte, aber auch einen Mann, dessen Gesicht ihr vertraut vorkam. Aber jeder Name und Bezug fehlte ihr, außer dass er Maler gewesen sein musste und eine unglaubliche Liebe zum Detail hatte. Auf einer der Zeichnungen fand sie eine Datierung mit dem Jahr 740, was deutlich darauf schließen ließ, dass sie wirklich über Tausend Jahre alt sein musste. Gut, das akzeptierte sie vorerst. Anschließenden das nächste: der Gedichtband. Sie lehnte sich im Bett zurück und begann laut vorzulesen, einfach weil sie die Sprachen als melodisch und wohltönend empfand. Im Inneren stand eine Widmung, wie nur ein Mann sie seiner Geliebten schreiben würde, unterzeichnet war mit „James“ „Wer ist James?“, kam die nächste Frage, mehr an sich als an Seymor. Doch Seymor wusste diese Frage nur kurz zu beantworten.
Am darauffolgenden Tag wurde Seymor dazu gezwungen jede ihrer Fragen betreffend ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu beantworten, so dass sie zumindest laut seinen Erzählungen das letzte gemeinsame Jahr rekonstruieren konnte.
Am dritten Tag befasste sie sich auch mit dem antiken Buch. Es dauerte bis sich die Buchstaben zu Worten fassten und sie diese komischen Zeichen und Worte verstand. Aber im Verlauf eines Tages hatte sie es zumindest geschafft einige der Geschichten zuverstehen. Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte sie Seymor auch in dieser Sprache angesprochen. Doch die letzten beiden Bücher bleiben ihr ein Rätsel, besonders eines davon war auf das Jahr 3272 datiert, was eigentlich unmöglich war, denn sie lebten erst im Jahr 2009. Oder sollten Zeitreichen doch möglich sein mittlerweile?
Schließlich beschloss Alyssa, dass es wohl finanziell günstiger wäre, wenn sie sich statt einem Zimmer womöglich ein kleine Wohnung suchten, was auch gar nicht so schwer war, denn neben Hotelzimmern, bot das Whitney Court auch einen großen Komplex mit keineren Appartements. Sodass es ihr gelang Seymor dazu zu überreden dorthin umzuziehen. Die Preise waren erschwinglich. Es gab ein Schlafzimmer mit großem Bett und Schrank, ein angrenzendes hübsches Badezimmer, eine saubere Küche und einen übergehenden Wohnraum. Alles in allem perfekt für ein Pärchen oder als Studentenwohnung. Es war sauber, funktional und schlicht. Sie hatte ja auch nicht viel, das viel Platz brauchte. Sie vermutete zwar, dass sie nicht die geborene Hausfrau war, aber es machte Alyssa dennoch Spaß, Seymor ein weiteres mal mit zu schleppen zum Einkaufen und Sachen zu besorgen, die alles wohnlicher machten und den kleinen Kühlschrank mit Lebensmitteln zu füllen.
Kaum dass die Wohnung bezogen war, ging es am nächsten Tag bereits weiter mit der Suche nach der Vergangenheit. Nachdem sie nun die eigene zumindest zum Teil geklärt hatte, kam Seymor dran. Sie durchforstete alles, was sie von seiner Ziehmutter hatten und löcherte Seymor wieder mit Fragen. Im Grunde war es wie ein erneutes Kennenlernen. Und dennoch, je mehr sie über sich und über Seymor erfuhr, je mehr sie akzeptierte, desto unruhiger wurde Alyssa. Denn sie wusste, dass sie nach Kanada gewollt hatte und waren sie da, aber sie hatte das Gefühl, dass sie noch nicht am Ziel waren. Und selbst Seymor musste ihre Unruhe gespärt haben. Nachts schlief sie nicht ruhig, sie war ständig irgendetwas am machen und wenn sie dann mal einen Moment still hielt, dann war sie völlig abwesend und nur seine Berührungen konnten sie in die Gegenwart zurückrufen. Zwei Tage nachdem sie die Wohnung bezogen hatten, verschwand Alyssa absolut neben sich mit den Worten, sie wolle etwas allein sein und nachdenken. Sie schlenderte einige Zeit umher, ging in einen Laden, kaufte ein Notizbuch, bleib an einigen Läden stehen, las einige ausgehängte Suchanzeigen und verschwand schließlich in einer Drogerie, aus der sie mit einer weiteren Tüte verschwand. Wieder zurück in der kleinen Wohnung, sperrte sie sich für eine Viertelstunde im Badezimmer ein und als sie wieder heraus kam, wirkte sie etwas entspannter und erleichtert. Anschließend wurde Seymor mit weiteren praktischeren Fragen konfrontiert, was ihrer beiden Kinderwunsch anbetraf und ob sie irgendwelche Vorkehrungen getroffen hatten, was Seymor durchaus zu überrumpeln schien. Früher war sie ein Dämon-Vampir-was-auch-immer, aber nun war sie scheinbar menschlich, ob sich nun etwas änderte? Sie selbst stellte keine Veränderungen fest, außer ihren sonderbaren Träumen und ihren ab und an unverständlichen Wahrnehmungen, die sich jedes mal zu verändern schienen, wenn sie mit Seymor schlief oder in seiner Nähe war.
Sie beschloss sich einen weiteren Tag Zeit zu nehmen und alles aufzuschreiben, was sie von Seymor erfahren hatten, nur für den Fall, dass so etwas erneut vorkommen sollte. Dann hätte sie bereits ein kleines Büchlein, auf das sie zurückgreifen konnte. Wenn sie so alt war, wieso hatte sie dann nicht eher damit angefangen. Sie schreib einfach alles nieder, was in ihrem Kopf herumspukte. Und dennoch konnte es so nicht weiter gehen...
11. Oktober 2009
Am Nachmittag des darauffolgenden Tages stand Alyssa schließlich vor dem Badezimmerspiegel und musterte ihr Äußeres. Enger Rock, ein schwarzes Shirt, das sich zwar an ihren Körper schmiegte, jedoch nichts von ihrem Ausschnitt zeigte. Ihr Haar ließ sie offen, weil es ihr Gesicht weicher wirken ließ. Mit einem schuldbewussten Blick steuerte sie dann auf Seymor zu und lächelte ihn an. Sie war eine erwachsenes Frau und dennoch hatte sie ein schlechtes Gewissen und das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Sie streckte sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie wieder den Unschuldsblick aufsetzte. „Ich habe vor ein Paar Tagen eine Anzeige in der Stadt gesehen. Eine Bar hier in der Nähe sucht eine Aushilfe und ich dachte mir, ich könnte es dort versuchen. Ich muss irgendetwas tun, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf.“ Es war nicht so, als hätten Seymor und sie nichts getan, sie musste einfach nur mal raus und auf andere Gedanken kommen und wenn es ein Job war. „Ich weiß nicht wirklich wer ich bin, obwohl du mir so Vieles erzählt hast. Ich weiß auch nicht, wie ich es herausfinden soll, außer hinaus zu gehen und irgendetwas zu versuchen. Außerdem schätze ich, dass wir uns nicht einfach auf dem Geld auf den ganzen Konten ausruhen könne. Und die Bar schien mir ein interessanter Ort zu sein. Sicher kommen dort Leute von überall hin. Wenn... du möchtest... könntest du ja... mitkommen... und auf mich aufpassen?“, druckste sie herum. Aber ihre Entscheidung stand fest, sie würde ganz gleich wie er sich entschied hingehen. Alyssa zupfte an Seymors Ärmel, streckte sich und haute ihm einen süßen Kuss auf die Lippen. „Ich muss los, sonst mach ich einen schlechten Eindruck, wenn ich gleich beim Probearbeiten zu spät komme. Du kannst es dir ja noch überlegen?“, damit schnappte sie sich ihre Jacke und machte sich auf den Weg zur Tür.
Zuletzt von Alyssa Raven am 22.02.12 16:02 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Seymor war erst vor kurzem von einem kleinen Ausflug über die Dächer zurückgekehrt und während er sich noch über die letzten Reste des Frühstücks her machte hörte er wie Alyssa aus dem Bad kam. Er musterte ihr Aussehen und ein freches grinsen glitt über seine Züge dennoch verzichtete er darauf die Bemerkung die ihm auf der Zunge lag zu äußern und wartete einfach nur darauf was Alyssa nun vor hatte. Seiner Meinung nach hätten sie ja längst schon wieder weiterreisen können doch Alyssa hatte darauf beharrt das sie die Wohnung für einen längeren Zeitraum mieteten und so hatten sie sich nun schon eine längere Zeit hier aufgehalten. Seymors Miene verfinsterte sich ein wenig als er von Alyssas Plan hörte. Eine Bar in der sie arbeiten würde sagte ihm überhaupt nicht zu. Er erinnerte sich nur zu gut an das letzte mal wo sie sogar nur ein Gast gewesen war und dennoch jemand seine Finger dahin gelegt hatte wo nur er es durfte. Dennoch sagte er auch jetzt nichts und ließ sie weiterreden. Abgesehen von seinen kaum merklich zusammengekniffenen Augen war nicht zu erkennen wie ungern er hörte was sie hier sagte. "Ich komme mit." sagte er. "Aber wenn einer seine Grenzen überschreitet..." er beendete den Satz nicht. Sondern zügelte sich und sah sie erneut an. "Entschuldige, natürlich komme ich mit." Damit erhob er sich, stellte den Teller in die Abwasch streifte sich seine Lederjacke über und folgte ihr hinaus aus der Wohnung die sie im Moment ihr Heim nannten.a
Gerade als sie ihre Hand an die Klinke legte, lies Seymors Stimme sie inne halten. Alyssa wand sich übers ganze Gesicht grinsend nach ihm um. Er schien sichtlich Probleme damit zu haben, dass sie in eine Bar ging. Sie biss sich auf die Unterlippe, doch ihr Blick sagte bereits, was sie dachte. Sie tippelte auf Seymor zu, der sich nach und nach zu fassen schien und sich um eine gelassene Fassade bemühte. Als er geendet hatte, grinste sie wieder und stand dicht vor ihm. „Du bist wahnsinnig süß, wenn du eifersüchtig bist!“ Damit schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste Seymor überschwänglich. Dann nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn fröhlich mit sich. Die Bar war nicht weit entfernt, nur drei Blocks weiter.
Das Gebäude war kaum zu verfehlen, denn die äußere Front war aus reinem Glas, dass man deutlich hinein sehen konnte. Die Hausfassade war in erstaunlich tannengrünen Kunststoff- fliesen gehalten, in denen sich sogar das Licht spiegelte. Darüber prangte ein gelbgoldenes Schild mit der Aufschrift „Lucky Number“. In das Innere gelangte man durch eine einladende, zweiflügelige Schwingtür, die aus lackiertem hellen Holz war mit Fenstereinsätzen. Alyssa zog Seymor auch dieses mal einfach bei der Hand mit hinein. Ihnen schlug der Geruch von Alkohol und verschiedenen Gewürzen entgegen. Leise spielte Jazz im Hintergrund. Die Wände im Inneren waren bordeauxrot und mit verschiedenen Holzregal mit Grünzeug und Kleinkram dekoriert. Gegenüber des Eingangs lag eine riesige Bar mit zahlreichen Hockern. Die Bar war aus tiefbraunem, polierten Holz und darüber hingen ebenso tannengrüne Leuchten. Als Alyssa durch den Raum ging, erkannte sie, dass es sich nicht um einen einzigen großen Raum handelte, denn dieser besaß zu den Seiten zwei Abgänge. Je weiter sie hinein schritt, desto deutlicher zeigte sich, dass der rechte Abgang in einen weiteren Nebenraum führte, der wohl zu privaten Zwecken diente, und der linke zu den Toiletten. Im Raum standen runde Tische verteilt, auf denen jeweils eine Knabberei und eine Karte stand. Noch war es relativ leer, lediglich ein Paar Leute saßen an der Bar und eine Gruppe von 4 Mädels in einer Ecke des Raums. Alyssa wand sich an Seymor.
„Siehst du, ist halb so wild!“, sie lächelte zuckersüß. „Falls du dich langweilst, musst du nicht bleiben und auf mich warten.“ Damit hauchte sie einen Kuss auf seine Wange und ließ seine Hand los. Sie marschierte zielstrebig auf die Bar zu, an der lediglich eine junge Frau bediente. Ohne Zeit du vergeuden legte Alyssa die Anzeige, die sich mitgenommen hatte, auf den Tresen und fragte nach der freien Stelle, woraufhin die hübsche Brünette meinte: „Augenblick, ich hole den Geschäftsführer.“, damit verschwand die Frau unter Stöckelschuh-geklapper nach rechts und kam bald darauf mit hageren Mann zurück. Dieser schaute Alyssa nur fragend an. Seinen Augenringen nach zu schließen, war er übermüdet. „Bitte?“, fragte er leicht apathisch und schaute durch sie hindurch. „Wir hatten vorgestern telefoniert. Ich bin hier wegen dem Stellengesuch als Kellnerin.“ Der Mann nickte, seine Stimme klang tief und abwesend: „Cuba Libre?“ Alyssa nickte. „Kannst du auch die Standarsachen? Sex on the Beach, Tequila Sunrise, Margarita, Barcardi, Bloody Mary, Mai Tai, Salty Dog, Zombie?“ Wieder nickte Alyssa. Die meisten Rezepte kannte sie sonderbarerweise, ohne lange nachdenken zu müssen. „Gut. Um die Tische kümmern sich heute 2 weitere Mädels. Deine Aufgabe wird sein, Cocktails zu mixen und dafür zu sorgen, dass hier alles sauber zugeht und immer für frische Snacks gesorgt ist. Falls jemand an der Bar Essen bestellt, hinten ist der Durchgang zur Küche. Unser Koch sorgt für das leibliche Wohl. Noch Fragen?“ - „Nein!“, antwortete Alyssa. „Gut, dann sollte es kein Problem sein. Caroline wird dir helfen, wenn es noch Fragen gibt.“ Er sah die Brünette in der engen Jeans mit den Countriestiefeln und dem engen Tanktop nicht an, sondern verschwand wieder wo er her gekommen war. Caroline öffnete den Durchgang und ließ Alyssa hinein. „Na dann komm.“ Ohne es sich zwei mal zu sagen, schlüpfte Alyssa hindurch und ließ sich alles zeigen. Schon bald fand sie sich problemlos zurecht. Doch sie konnte es nicht lassen, sich nach Seymor umzusehen, der sich an einen Tisch abseits verzogen hatte. Caroline entging ihr Blick natürlich nicht und sie grinste frech. „Süß!“, meinte sie. „Du solltest üben und ihm vielleicht etwas aufs Haus machen!“ Sie zwinkerte Alyssa zu. Sie machte sich gleich daran und mischte Seymor einen Fruchtcocktail mit nem Schuss Tequila. Ein Blick verriet ihr, dass niemand da war, also kam sie zu ihm und stellte den Drink vor ihm ab. „Geht aufs Haus!“ Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. „Du hast bereits Fans“, scherzte Alyssa schmollend und schielte zu den Mädeln einen Tisch weiter, die ständig zu Seymor herüber schauten und kicherten. Sie machte sich wieder an die Arbeiten und lernte unter Carolines Anweisung ein Paar weitere Cocktails, aber ihr Blick schweifte immer wieder zu Seymor, der sich sicherlich langweilen musste.
Erst knappe zwei Stunden später begann sich die Bar zu füllen. Die beiden anderen Mädels bedienten die Leute, die hier her kamen um zu essen, während Alyssa und Caroline lediglich eine ältere, deprimierte Schnapsdrossel zu versorgen hatten und sein Paar weitere Herren, die nach Feierabend her kamen um ein Bier zu trinken. Alles in allem recht friedlich. „Ich mach Pause, kommst du klar?“, fragte Caroline. „Sicher!“, kam die schlichte Antwort, damit verschwand das Mädchen nach draußen. Gerade als sie hinaus ging, kam ein junger Mann hinein: verwaschene Jeans, ein weißes Hemd mit einer Krawatte in der Farbe der dunkel blauen Jeans und ein schwarzes Sakko. Schwarzes Haar, blaue Augen, ganz nett anzusehen, aber doch fast durchschnittlich bis auf sein fast schon überdurchschnittlich gepflegtes Äußeres. Er setzte sich an die Bar, bestellte einen Vodka Martini, dann einen zweiten. Er schien irgendwie traurig zu wirken, aber Alyssa ging nicht weiter darauf einzugehen. Dann ein dritter Drink. Beim dritte war er schon lockerer und lächelte Alyssa charmant an. „Ich würde dir gern ein Kompliment machen, aber ich hab festgestellt, dass Frauen das für gewöhnlich als Anmachspruch sehen und Frauen in Bars nicht so gut darauf reagieren, also...“ Er schnappte sich den Salzstreuer von nebenan und zog ein weißes Taschentuch aus der Innentasche seines Sakkos, legte es drüber und ließ den Salzstreuer auf wundersame Weise verschwinden, seine Hand traf auf ein leeres Tuch und es machte ein dumpfes Geräusch auf dem Tisch. Alyssa hatte ihn die ganze Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet und lehnte sich nun grinsend auf die Bar, sie strecke ihre offene Hand aus. „Gib mir den Salzstreuer zurück, den du hast fallen lassen.“ Er grinste gewinnend zurück. „Na dann ist meine Taktik ja aufgegangen, deine Aufmerksamkeit zu bekommen!“ „Den Salzstreuer, bitte!“, lächelte Alyssa ungerührt, worauf der Kerl nach unten in seinen Schoß griff und den Salzstreuer wieder zurück stellt. „Also, darf es noch was sein?“ Er bestellte und als sie ihm seinen vierten Vodka Martini brachte, beugte er sich vor und zauberte eine rote Rose hinter ihren Ohr hervor. Alyssa stöhnte auf und verdrehte die Augen, musste aber grinsen, weil Mister Smart Guy so kitschig war. „Und von welchem Teil der Inneneinrichtung stammte das? Wenn Sie mir jetzt auch noch eine Münze aus der Nase ziehen, garantiere ich, dass zu Tode gelangweilt umfalle.“ Darauf hin lachte der Kerl. „Also Herr Magier, ich würde Ihnen raten sich die Zaubertricks aufzuheben, für jemanden, der einfacher zu beeindrucken ist.“ „Nun gut, dann muss ich mein Können anders demonstrieren...“, er lächelte noch immer. Langsam wurde ihr das ständige Lächeln dieses Typen unheimlich. Mit einem „Ja ja...“, wand sie sich ab und machte sich daran andere Gäste zu bedienen. Sie zündete einen Absinth an, als es eine regelrechte kleine Stichflamme gab, aber sie löschte diese schnell mit Eiswasser ab und dachte sich nicht weiter, der Kunde freute sich lediglich über die kleine Showeinlage. Das nächste Getränk; der Blue Moon, kaum dass das Glas den Tisch berührte, flammte auch dieser auf. Erschrocken packte Alyssa das Glas und kippte das Getränk aus, das Feuer erlosch. Gut, neuer Versuch, doch auch der weitere Versuch endete mit einem kleinen Feuer. Auch der dritte. Langsam war ihr das nicht geheuer. Skeptisch blickte sie sich um und spürte einen Blick im Rücken, ihre Augen trafen auf die blauen Augen dieses komischen Vogels mit Martini. Er lächelte noch immer und zuckte die Schultern. „Noch immer nicht beeindruckt?“
Seymor folgte Alyssa und auch wenn ihre Geste ihn etwas besänftigt hatte, so konnte er dennoch nicht umhin in seinem Kopf eine Liste mit allen Dingen, die dagegen sprachen, dass sie als Kellnerin arbeitete, aufzustellen. Behielt es jedoch für sich. Vorerst, dessen war er sich sicher, würde er ohnehin nur gegen eine Wand reden und das Beste, das er jetzt tun konnte, war ihr einfach freie Hand zu lassen und sie erst mal einfach machen zu lassen. Dennoch hatte er auch nicht wirklich vor, noch viel länger als nötig hier zu bleiben. Es dauerte nicht lange und zumindest das war positiv, bis sie die Bar erreicht hatten. Also, selbst wenn er nicht die ganze Zeit hier wäre, würde er in Kürze bei ihr sein können. Die Bar selbst sah ganz in Ordnung aus, wie er fand. Er hatte zwar nicht wirklich so den Überblick darüber, wie eine Bar auszusehen hatte. So oft hatte er sich noch nicht in einer aufgehalten, aber zumindest erschien sie ihm nicht als Ort, den er unbedingt meiden wollte. Ohne weitere Worte betraten sie auch das Lokal. Mit einer Geste der Zuneigung und ein paar netten Worten versuchte Alyssa ihn wohl umzustimmen, was er auch mit einem Lächeln entgegennahm, selbst wenn es an seiner Meinung nicht wirklich etwas änderte. Anschließend stapfte Alyssa zielstrebig gleich zum Tresen, während Seymor sich einen Platz aussuchte, der es ihm ermöglichte das ganze Lokal im Blick zu haben und dennoch ein wenig abseits und mit dem Rücken zu einer Wand zu sitzen.
Die Bar war kaum gefüllt und so konnte er, obwohl er eigentlich weiter weg saß, doch noch Wortfetzen aufschnappen darüber, was man wohl als Vorstellungsgespräch sehen konnte. Es schien gut zu laufen, denn Alyssa lächelte und verschwand dann mit der anderen Frau hinter dem Tresen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die 4 Frauen, die unweit von ihm saßen, schenkte ihnen jedoch nur wenig Beachtung, nachdem er sie als gefahrlos eingestuft hatte. Er wusste nicht wieso, denn eigentlich hatte er das mittlerweile etwas abgelegt, doch der Gedanke, dass Alyssa hier arbeiten würde, ließ in ihm wieder alte Gewohnheiten erwachen und so wurde jeder Gast einem prüfenden Blick unterzogen und in eine bestimmte Kategorie gesteckt.
Während er so die sich langsam füllende Bar musterte, kam Alyssa zu seinem Tisch und brachte ihm einen Cocktail. Er erwiderte ihren Kuss und schenkte ihr erneut ein Lächeln. „Vielleicht hast du ja Recht, bis jetzt scheint es ja ein ganz akzeptables Lokal zu sein.“ Doch Alyssa verschwand auch kurz darauf wieder hinter dem Tresen. Ihren Worten zu folge widmete er nun den Mädchen doch mehr Aufmerksamkeit als bisher. Interessiert beobachtete er, was Alyssa zu ihrer Annahme gebracht hatte. Doch als sein Blick den der Schwarzhaarigen traf, die am weitesten von ihm weg saß, schweifte sein Blick eiligst ab und er beobachtete wieder den Eingang, durch den eben die Frau verschwand, die mit Alyssa gemeinsam hinterm Tresen gestanden hatte. Kaum dass sie den Laden verlassen hatte, betrat jedoch ein Mann die Bar und irgendetwas sagte Seymor, dass er der Grund war, weshalb es nur allzu gut gewesen war, dass Seymor mitgekommen war.
Er konnte nicht genau sagen was es war, aber irgendwie konnte er den Kerl bereits nicht leiden, als er das Lokal betrat. Vielleicht wurde die Erinnerung im Nachhinein jedoch sogar noch verstärkt von den Aktionen, die kurz darauf folgten. Sein Blick fixierte den Neuankömmling auch wenn dieser scheinbar keinen Blick für Seymor übrig hatte, sondern zielstrebig auf die Theke zuging und dort ein Getränk nach dem anderen bestellte und ebenso schnell wieder leerte. Mittlerweile war es so laut geworden, dass er nicht mehr verstehen konnte, was dieser sagte, doch es war offensichtlich, dass es an Alyssa gerichtet war und über das Bestellen hinaus ging. Schließlich beugte dieser sich sogar über den Tresen zu Alyssa und ließ eine Blume in seiner Hand hervorkommen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Seymor breit und der Drang sich zur Bar zu setzen und deutlich klar zu machen, dass er bereits Anspruch auf Alyssa erhob schien mit jedem verstreichenden Moment zu wachsen. Sein Blick wurde zunehmend ein wenig wütender, während er jedoch etwas irritiert mitverfolgte, wie Alyssa drei oder vier mal ein Getränk anzündete, nur um es sofort wieder zu löschen. Er sog die Luft scharf ein. Es wäre wohl schlecht, wenn gerade jetzt ihre Fähigkeiten zurückkehrten, ohne dass sie sie kontrollieren konnte. Das könnte durchaus böse Folge für die Leute hier in der Bar haben. Doch Alyssa drehte sich wieder dem Mann zu, den Seymor noch immer keinen Deut mehr leiden konnte, selbst wenn er sich absolut sicher war, dass Alyssa ihm ohnehin nur die kalte Schulter zeigte. Doch etwas in ihrem Blick ließ Seymor unruhig werden und so stand er schließlich auf und ging dennoch zum Tresen. Ging hinter dem Typen vorbei, stellte sich neben ihn und suchte Alyssas Blick, ehe er die Hand nach ihr ausstreckte. Mit einer sachten Geste zog er sie zu sich und küsste sie. „Ich komme später wieder.“ Damit ließ er seine Hand noch ihren Arm kurz hinab streichen und verließ die Bar schließlich. Den Mann hatte er nicht mal eines Blickes gewürdigt und auch während er die Bar verließ, schenkte er ihm keinerlei Aufmerksamkeit mehr.
Kaum eine Minute später betrat ein rötlicher Kater das Lokal, zwischen mehreren Gästen die ihn noch nicht einmal zu bemerken schienen und schlenderte scheinbar völlig ohne Scheu am Tresen vorbei. Hielt kurz hinter dem Mann inne. Schnupperte in die Luft und ging dann in Richtung des Tisches, an dem zuvor Seymor gesessen hatte. Zu seinem Pech jedoch hatte Seymor nicht damit gerechnet, dass er auch in dieser Gestalt für Aufsehen sorgen würde. Wenn auch nicht unbedingt von der schlechten Sorte. Doch während seine Aufmerksamkeit noch immer dem Mann galt, wurde er plötzlich von zwei zarten Händen geschnappt und verlor den Boden unter den Füßen. Er wollte bereits ein verschrecktes Fauchen von sich geben, als er auf einem warmen Schoß landete und ihm bestimmt, aber durchaus zärtlich durchs Fell gestreichelt wurde. Von eben der Schwarzhaarigen, deren Blick Seymor in seiner menschlichen Gestalt zuvor des öfteren auf sich gespürt hatte. Um nicht noch mehr Wirbel zu verursachen, denn ganz durchdacht war sein Plan nicht, wie er nachträglich feststellte, ließ er sich von der Schwarzhaarigen streicheln und konnte bei dem Gefühl auch ein leises Schnurren nicht unterdrücken, während er jedoch weiterhin seine Augen starr auf den Mann gerichtet hatte und gekonnt die Worte der Schwarzhaarigen ignorierte, die wohl seine Aufmerksamkeit durch Kosenamen erringen wollte
Völlig überrumpelt wollte Alyssa protestieren, doch dann stand Seymor vor ihr und sie blickte in seine goldenen Augen. Die warme Farbe ließ sie sogleich Vertrautheit spüren und sie entspannte sich spätestens nachdem sie seine Berührung fühlte, seine Hand wanderte zu ihr über die Theke hinauf und zog sie sachte zu sich. Als sich ihre Lippen trafen war sie wieder die Ruhe selbst. Schnell lösten sie sich wieder von einander und für einen Moment vergaß Alyssa, dass in einer Bar waren. Seine Hand strich noch hinab und dann verschwand die Berührung. Sie nickte. „Gut, dann warte ich!“ Sie lächelte ihn an und Seymor verschwand in der Menschenmenge in Richtung Ausgang. Der Schwarzhaarige lächelte nicht mehr so selbstüberzeugt, sondern nippte an seinem Martini. „Dein Freund?“, fragte er zweifelnd. „Ist er nicht etwas zu jung für dich?“ Nun war es an Alyssa selbstsicher zu lächeln. „Er ist jedenfalls alt genug, um zu wissen, dass man gewisse Zaubertricks nicht in der Öffentlichkeit vorführt, wie gewisse andere.“ Sie wand sich eiskalt ab. „Komm, das war doch nur Spaß!“ Aber Alyssa blieb ungerührt und endlich kam Caroline wieder. „Kannst du den für mich übernehmen?“, bat Alyssa entnervt und die Brünette nickte verstehend. Damit war das Thema vorerst gegessen und sie musste sich keine Gedanken um Seymor machen.
„Der ist sooooo süß!“, meine das Blonde Mädchen, das auf Cassy hörte, zu der Schwarzhaarigen. Die beiden anderen stimmten unter Gekicher zu. „Faye, gib ihn mir mal!“, meinte die Blonde, aber das schwarzhaarige Mädchen umfasste das Bündel wieder und hob es an, drehte ihn zu sich und zwang ihn sie anzuschauen, der der Kopf des Katerchen drehte ich von ihr weg. „Ich weiß ja nicht, der ist irgendwie sonderbar. Apathisch, wenn ihr mich fragt. Hey Kätzchen, schau mich an.“ Sie stellte das Tierchen mit seinen Hinterbeinen auf ihre Oberschenkel und Vorpfoten streiften ihre Brüste, aber es sah sie nicht an. Faye zog eine Schnute und pustete leicht gegen das Ohr, dann schüttelte sie ihn. Missmutig gab sie ihn an Cassy weiter, die freudig aufquiekte. „Der hat gar kein Haldband. Ich finde, wir sollten ihn behalten. Wir haben schließlich noch kein magisches Tier und jeder Zirkel braucht so etwas.“ Das dunkelhäutige Mädchen mit dem Namen Bonny an einem Ohr. „Schhhhhht! Nicht in der Öffentlichkeit, reicht schon wenn sich Collin aufführt wie der letzte Trottel.“, fuhr Faye ihr über den Mund. Ohne zu warten zog sie das Pelzbündel an sich und drückte es gegen ihre Brüste, kraulte es, bis es schnurrte. Als ihre Freundinnen anschaute, blitzten ihre Augen voller Vorfreude auf. „Wir sollten ihn wirklich mitnehmen. Ich habe in meinem Buch der Schatten etwas sehr interessantes gefunden, das wir ausprobieren könnten. Einen Metamorphosezauber.“ Sofort wurde aufgeregt durcheinander gequaselt und gequietsch, wie aufregend das nicht sein. „Aber so können wir ihn niemals hier wegschaffen, ohne dass er abhaut.“,flüsterte Faye und drückte das Katerchen fester gegen sich. „Zuerst den Somnus. Aber leise.“ Die Mädchen fassten sich alle unter dem Tisch bei den Händen und begannen einen Zauber in Latein zu flüstern. Drei mal,bis der Tierkörper in Fayes Armen erschlaffte. Meredith, die vierte, eine Brünette, legte einen Schein auf den Tisch. Faye behielt das Katerchen. Sie zog ihre Jeansjacke enger um das Tier, so dass es kaum zu sehen war und ging auf die Bar zu, zu dem Schwarzhaarigen. Sie tippte an seine Schulter und meinte. „Collin, wir gehen.“ Er nickte nur und trank weiter etwas missgestimmt seinen fünften Martini. „Wieso darf immer Faye alles behalten?“, beschwerte sich Bonny. „Weil ich die Jüngste bin und die stärkste von uns!“, gab Jaye zurück. „Und jetzt sei still, sonst fliegen wir auf und bekommen noch Hausverbot.“ Damit verschwand der Rudel.
Seymors Aktion hatte die gewünschte Wirkung wie Seymor zufrieden feststellte, denn der Mann sah nun bei weitem nicht mehr so selbstzufrieden wie zuvor aus. Dennoch ließ er ihn keine Minute aus den Augen und wurde einerseits immer unruhiger, denn die Mädchen schienen unbedingt seine Aufmerksamkeit gewinnen zu wollen. Mit weiteren Kosenamen wie Mietzekatzi wurde er einfach erneut hochgehoben. Als ob er ein Mitzekatzi wäre, er war im schlechtesten Fall ein Schmusetiger, dass allerdings auch nur bei Alyssa und Fremde hatten ihn zumindest als Kater zu sehen. Diesen Zwangspositionswechsel quittierte er mit einem unzufriedenen Maunzen und versuchte sich mit seinen Krallen beim Dekollete der Schwarzhaarigen einzuhängen. Diese schien jedoch bereits vorausgeahnt zu haben und hielt ihn einfach noch höher, sodass seine Pfoten schlicht auf ihren Brüsten landeten. Da er eigentlich nicht vor hatte sie zu verletzen, immerhin war es ja zum Teil die Schuld seines undurchdachten Plans, ließ er seine Krallen eingezogen um sie nicht zu kratzen. Doch zum Ärgernis des Mädchens schenkte er ihr bis auf das unzufriedene Maunzen auch jetzt keine Beachtung, sondern ließ seinen Blick schlicht jedes mal, wenn sie ihn weiter drehte, erneut zur Theke zurückkehren. Zu allem Überdruss wurde ihm dann auch noch ins Ohr gepustet. Etwas, das er so gar nicht leiden konnte und so ließ er sie dennoch kurz die spitze seiner Krallen spüren, auch wenn er sie kein bisschen bewegte, musste sie nur zu deutlich die Schärfe gespürt haben. Wenn jemand ein Katzenkenner war, wäre hierbei wohl aufgefallen, dsas seine Krallen mehr als nur ungewöhnlich scharf waren, dennoch schien sie selbst das einfach zu übergehen und fuhr einfach damit fort über ihn zu reden, als gehöre er ihr bereits. Dennoch schien ihr die Gefahr, dsas er sie erneut kratzte, zu groß zu sein. Anstatt ihn weiter so zu halten, wurde er nun seiner Bewegungsmöglichkeiten beraubt, indem sie ihn eng an sich drückte und er nur zu deutlich den Unterschied zwischen der Weichheit ihrer Brüste und dem fast schon schneidenden Stoff des Korsetts fühlen konnte. Doch zumindest konnte er nun weiterhin Alyssa beobachten und sollten das Mädchen wirklich versuchen ihn mitzunehmen, wäre wohl gezwungen sie einmal kurz zu kratzen und dann wäre er bereits entschwunden sobald sie das Lokal verließen. Dann jedoch geschah etwas Merkwürdiges. Die Mädchen begannen etwas von Zaubern zu sprechen, dennoch schob Seymor es als Spaß beiseite. Normalerweise konnte er nur zu deutlich fühlen, wenn jemand ungewöhnliche Kräfte besaß und bei diesen Mädchen hier war vielleicht ein kleiner Funke vorhanden, aber keine davon konnte auch nur ansatzweise wirklich eine Gefahr für ihn darstellen, dessen war er sich sicher. Er wurde noch fester gedrückt um ja nicht zu entkommen, dann jedoch wurde er gestreichelt und wieder auf ihrem Schoß platziert und um ihr zu zeigen, dass er bleiben würde und sie ihn streicheln konnte, wenn sie ihn wenigstens so in Ruhe beobachten ließ, begann er diesmal lauter zu schnurren. Doch noch während er zu schnurren begann, erklangen seltsame Worte an sein Ohr, die er nicht kannte, aber bei denen es sich offensichtlich um einen Zauber handelte. Seine Haare stellten sich auf, als er nun doch deutlicher fühlen konnte, dass Magie am Werk war und obwohl sie nicht sehr stark war, doch um einiges stärker, als er zuvor angenommen hatte. Irritiert schenkte er nun zum ersten mal den Mädchen seine Aufmerksamkeit. Doch als er endlich bemerkte, womit er es zu tun hatte, war es bereits zu spät. Fast schon in Panik versuchte er davon zu laufen, doch weiter als einen schwaches Heben der rechten Vorderpfote brachte er es auch schon nicht. Ein leises, ersticktes Maunzen folgte und dann erstarb auch die Panik und mit ihr das Licht. Seine Lider und sein ganzer Körper wurden schwerer, bis er schließlich völlig eingeschlafen war und sich ein beruhigender sanfter Traum von Alyssa in seinen Schlaf mischte.
Während Alyssa weiter bediente, passierte nichts mehr, der Typ schien es aufgegeben zu haben, dennoch konnte sie es nicht lassen, ihn aus den Augenwinkeln zu beobachten. Er war ihr einfach nicht geheuer. Sie überblickte das Geschehen und sah die Mädels an dem Tisch, in dessen Nähe Seymor gesessen hatte, laut kichern. Sie reichten etwas herum. Einen Kater. Seymor. Kurz flammte Wut in ihr auf. Sie könnte hingehen und sagen, dass es ihr Kater war, aber vermutlich würde sie dann hochkant wegen Verstoßes gegen die Verordnung raus fliegen. Genauso gut hätte sie sie alle rauswerfen können, aber dann samt Seymor. Sollte Seymor ich doch selbst wehren, obwohl e ihr gar nicht in den Kram passte, dass er von fremden Frauen o verhätschelt wurde. Alyssa schluckte ihre Wut hinunter und arbeitete weiter. Nach längere Zeit kam ein Mädchen in enger Hose und Korsett auf den jungen Magier an der Bar zu. Sie hatte schwarze Haare wie er und ihre Gesichter sahen sich ähnlich. Das Mädchen zog ihre Jacke enger um sich, doch diese wölbte sich sonderbar über ihre Brust, als wolle sie etwas verstecken und es hatte sicherlich nicht die Ausmaße Doppel-D. Alyssa war verwirrt, dachte sich aber nichts dabei, als sich diese verabschiedete. Mittlerweile wurde es 21h. Caroline bediente gerade jemand anderen, als der junge Mann, der als Collin angesprochen worden war, die Hand hob um einen weiteren Drink zu bestellen. Als sie ihn anblickte, kam ihr wieder das Gesicht des Mädchens in den Sinn. „Noch nen Martini, bitte.“ Alyssa machte sich daran ihn zu bedienen. „Sicher. Schwieriger Tag heute, was?“, lächelte sie, dieses mal versöhnlicher. „War das eben deine Schwester?“ Sie stellte das Getränk ab und steckte noch einen Olivenspieß hinein. „Ist das so offensichtlich?“, fragte er und sie nickte erneut. Alyssa blickte sich um und ihre Augen suchten nach Seymor, doch er war nirgends zu sehen. Scheiße, seit das Mädchen gegangen war, hatte sie auch Seymor nicht mehr gesehen. Konnte es sein, dass sie ihn mitgenommen hatte? Aber wie? „Wo sind sie hingegangen?“, Alyssas Stimme klang entschlossen und eiskalt. „Was geht es dich an und wieso sollte ich es dir verraten?“, grinste er wieder. Alyssa kam ganz dicht heran, lehnte sich über den Tresen und flüsterte ihm ernst zu: „Weil sie etwas unter ihrer versteckt mitgenommen hat, was mir gehört und ich will es wieder haben!“ „Und wenn nicht, was dann?“, spöttelte er. Sie grinste zurück. „Ich werde sie so oder so finden. Es wäre nur besser, wenn ich deine Schwester zuerst finde, bevor sie erfährt, was genau sie mir gestohlen hat. Es gibt nämlich mächtigere und gefährlichere Dinge, als kleine Zaubertricks und Hokuspokus.“ „Na, das klingt doch gleich anders. Wenn du mir versprichst zu zeigen was es ist, helf ich dir?“ „Einverstanden!“, gab Alyssa zu. Sie wirkte äußerlich wie die Ruhe selbst, doch innerlich war sie völlig fertig. Sie wusste nicht wie viel der Magier und seine Schwester konnten. Sie wusste nicht, wo Seymor steckte, sie wusste nicht in welchen Schwierigkeiten er stecke und sie hatte keinen Plan, was sie tun würde, wenn sie ihn gefunden hätte. Wieso hatte er sich überhaupt mitnehmen lassen. Aber wenn ihm was passierte, dann hatte sie niemanden mehr. Scheiße! Sie blicke Caroline an. „Ich bin gleich zurück!“ Dann schlüpfte sie unter der Bar durch, schnappte den jungen Mann am Arm und bugsierte ihn vor sich her. „Beeilt euch aber!“, das Grinsen in Carolines Stimme war deutlich zu hören, selbst wenn sie ihr Gesicht nicht sehen konnte. Er führte sie um das Gebäude in eine schmale Seitengasse, in der es einen Hintereingang zum Gebäude gab, der verschlossen war, zu dem er aber einen Schlüssel hatte. Im Treppenhaus war es dunkel und Alyssa hatte Mühe die Stufen zu erkennen, na wenn sie sich da mal nicht zu weit hinaus wagte.
In der Zwischenzeit war in der Wohnung über der Bar ein Teppich bei Seite gezogen, sodass ein magischer Zirkel auf dem Holzboden zum Vorschein kam. Die Mädchen hatten fünf Kerzen angezündet, das Katerchen lag schlafend in der Mitte des Pentagramms und die vier Mädchen saßen in jeweils die vier Windrichtungen verteilt. Sie fassten sich bei den Händen. Meredith wisperte: „Meint ihr, dass es klappt. Auch ohne Collin, muss der Zirkel nicht komplett sein?“ „Ach was, der macht bei so etwas doch nicht mit und stellt euch mal vor, dann hätten wir ihn für uns allein und er würde alles machen, was wir sagen!“, Faye grinste dreckig. „Also auf, Schwestern, vereinte eure Kräfte!“ Jede begann einen einfachen Singsang, der aus fünf lateinischen Wörtern bestand. Der erste Durchgang scheiterte und Bonny verstummte. „Nicht aufhören, weiter machen, wir schaffen das!“, Fayes Stimme klang wie eine Drohung. Zweite Runde, dritte Runde, vierte, fünfte... und da, der Körper begann zu wachsen. Kreischend wichen die Mädchen zurück, während der zierliche Körper wuchs und wuchs und das Fell schwand. „Es funktioniert!“, hauchte Faye, während die anderen vor Freunde quiekten. Cassy traute sich als erstes heran und drehte das Gesicht des Jungen, der da in der Mitte lag, so dass sie es betrachten konnte. „Faye, der sieht ja aus, wie der Junge aus der Bar, der das Barmädchen geküsst hat!“ Faye kam auf allen Vieren heran und beugte sich über ihn. Ihre Augen wurden groß. Sie schob die Jake von seinen Schultern. „Was wollt ihr? Es hat geklappt!“ „Ich dachte eher an Ashton Kutcher oder so...“, brummte Bonny unzufrieden. Faye grinste triumphierend; „Gut, dann gehört er mir. Was einmal geklappt hat, klappt wieder und dann können wir jemanden für euch zaubern, aber bis dahin werd ich meinen Spaß haben!“ Sie beugte sich weiter hinab. Ihr Haar streifte sein Gesicht und sie küsste ihn. In dem Moment klackte es an der Tür. „Faye, was zur Hölle treibt ihr da?“, hörte sie Collins Stimme. Sie wand sich ab und grinste. „Wir haben einen Kater in einen Jungen verwandelt!“ Da schob sich eine Gestalt, die gut einen Kopf kleiner war als Collin an ihm vorbei. Die schlanke Rothaarige betrat den Raum, ihre Augen hefteten sich auf den jungen Mann am Boden. „Seymor!“ Sie ging gleichgültig an allen vorbei, und schubste Faye bei Seite, als sie sich zu Seymor kniete, auf den ersten Blick schien es ihm gut zu gehen. Sie funkelte Faye wütend an. „Ihr seid doch alle bescheuert! Ihr habt keinen Zauber geschafft, er ist ein Gestaltwandler und der Kater, den ihr mitgenommen habt, war mein Freund!“, schrie sie dem Mädchen entgegen. „Das ist nicht wahr Das haben wir geschafft!“, Faye hatte beinahe Tränen in den Augen und wirkte verletzt.Sie schloss die Augen und begann etwas zu murmeln. Collin packte sie zwar bei den Schultern, doch da hatte Faye bereits die gesamte Energie des Zirkels angezapft. Er schüttelte seine Schwester. „Faye, lass den Scheiß!“ „Lass mich, ich werd es ihr beweisen! Es geht auch anders herum, ich werde sie in eine Kröte verwandeln!“ Faye setzte den Zauber fort. Alyssa spürte ein Kribbeln in ihrem Körper aufsteigen, Wärme. Nein Hitze. Eine Hitze, die sie von innen zu verbrennen schien. Panik. Schmerz. Sie schloss die Augen und duckte sich über Seymor, als zeitgleich alles aus Glas in dem Raum, Spiegel, Trinkgläser, Fernseher, Fenster mit einer heißen Druckwelle zersprang und tausenden Splittern niederregnete. Die Vorhänge fingen Feuer. Es war so, als hätte sie einen Moment vorher gewusst, was passieren würde. Mit einem erschreckten Wimmern barg sie ihr Gesicht an Seymors Schulter, der mittlerweile wach da war. Dann fing auch noch Faye Jacke Feuer. Aber die Hitze war weg und das Kribbeln. Sie konnte den Rauch der qualmenden Vorhänge riechen. Konnte das Knistern hören und Faye spitzen Schrei, als sie sich panisch die Jake vom Körper riss und zu Boden warf, dann darauf rum trampelte. Die Vorhänge erloschen, als Collin „Extinguitur“ sprach und die Hand nach den Vorhängen ausstreckte. Das war alles zu viel für Alyssa in dem Moment.
Seymors Traum war ein wenig verworren, denn obwohl es ein Traum war, war er sich dessen voll auf bewusst und empfand es irgendwie als seltsam, wie Alyssa ihn im Traum in den Armen hielt und liebkoste. Doch er ließ sich nicht weiter darauf ein, denn noch viel mehr hatte er während des ganzen Traumes das brennende Gefühl im Hinterkopf, dass er eigentlich gar nicht träumen sollte. Dass er unbedingt aufwachen musste, auch wenn er nicht hätte sagen können, weshalb er das Gefühl hatte oder wieso er wusste, dass er träumte. Wieder wechselte die Szenerie in seinem Traum von der Bar, in der er mit Alyssa rumgeknutscht hatte zu dem Hotel, in dem sie gewohnt hatten, bevor sie sich die Wohnung gegönnt hatten. Er sah sich selbst und Alyssa aus der Vogelperspektive, wie sie Dinge taten, an die er sich im Normalfall nur zu gern erinnert hätte doch dieses Gefühl, das er eigentlich gar nicht schlafen sollte, ließ ihn einfach nicht los und so schien auch diese Szenerie schnell zu verschwinden und machte einer sehr lang zurückliegenden Erinnerung Platz. Er sah wie Alyssa und er in die Bibliothek kamen, wo sie das erste Mal einander näher gekommen waren, dann fühlte er einen sachten Kuss, doch dieser Kuss war seltsam. Er fühlte sich nicht nach Alyssa an, wenn er sich auch nicht schlecht anfühlte, aber irgendetwas sagte ihm, dass er bereits einmal so etwas ähnliches erlebt hatte, als er ihm bewusst gewesen war, dass er träumte. Er stieß einen unzufriedenen Laut aus, den er nicht einmal selbst im Traum hörte. Ob er wieder so jemandem wie Lillin auf den Leim gegangen war. Doch weiter kam er nicht, denn in dem Moment zerriss Lärm und flackerndes Licht den Traum und Seymor schlug überrascht die Augen auf. Die Szenerie war vollkommen unklar. Er war nicht mehr in der Bar, sondern starrte an eine ihm völlig unbekannte Decke, sein Herz pochte wie wild, rund um sich sah er mehrere Dinge in Flammen stehen. Alyssa, die sich scheinbar in Panik schützend über ihn gelegt hatte, die Frauen aus der Bar ringsum sie und dann fiel sein Blick auf den Mann aus der Bar. Sofort schaltete alles in ihm auf Angriff. Er sah wie der Mann eine Geste mit der Hand vollführte. Doch noch bevor er diese vollendet hatte, schimmerte Seymors Körper für einen Sekundenbruchteil um sich als Puma auf den Mann zu stürzen. Dieser hatte nicht einmal den Hauch einer Chance. Seine rechte Kralle grub sich in die Schulter des Mannes, bewusst nur so weit das er ihn nicht töten sondern nur verletzen würde. Während sein Kopf mit gefletschten Zähnen kaum einen Millimeter vor dem Gesicht des Mannes zu stehen kam. Eine falsche Bewegung und er wäre Geschichte, ohne dass er eine Silbe zu Ende gesprochen hätte. Dass die Flammen ringsum erloschen waren, bemerkte Seymor noch nicht einmal, seine goldenen, wütenden Augen fixierten den Blick des Mannes. Die Frauen ringsum hätten keine Chance gegen ihn und wäre Alyssa sie selbst, auch nicht gegen sie. Er hatte sich vielleicht zuvor täuschen lassen, aber nur weil er nicht bedacht hatte, dass die Frauen und der Mann zusammengehörten. Doch jetzt würde er nicht mehr auf so einen Trick hereinfallen. Sollte eine der Frauen erneut mit fremden lauten beginnen, wäre der Mann tot und sie die nächste.
Bevor Alyssa es wirklich realisiert hatte, entschwand ihr Seymors Körper, ihr Körper rutschte regelrecht von ihm ab und sie setzte auf. Nur sehr langsam verarbeitete ihr Geist das Gesehen. Sie sah den Puma, sah den letzten Rauch der Vorhänge, sah Collin, der die Hand erhoben hatte und den Puma, der auf ihn fast wie in Zeitlupe zustürzte. Die Mädchen kreischten und flüchteten sich in eine Ecke. Wirklich sehr klug, wäre es wirklich ein wildes Tier, dann wären sie ein serviertes Mahl. Sie hörte Collin vor Schmerz aufschreien. Er hatte die Vorhänge gelöscht und Seymor bohrte gerade seine Krallen in ihn. Faye war die Erste, die sich wieder fand und stellte sich hinter den Puma. Sie begann wieder die Worte aus der Bar zu murmeln, woraufhin Collin nur lauter aufschrie. Scheiße, Seymor würde ihn noch zerfetzten. Alyssa sprang auf, setzte auf Faye zu, packte das Mädchen am Arm und riss sie weg, so dass sie gezwungen war vor Überraschung den Zauber zu beenden. „Aufhörn! Hört sofort damit auf!“, wir zur Untermalung ihrer Worte, flog der Fernseher in der Ecke des Wohnraums in die Luft und rieselte in Einzelteilen hinab. Sie zuckte zusammen und ließ von Faye ab. Die Mädchen kreischten wieder auf und Alyssa gab selbst einen ersticken Quietschlaut von sich, dann ein gequältes Wimmern, als sie erkannte, dass sie es war, die das Unheil veranstaltete. Die Mädchen starrten sie alle an und in Alyssas goldenen Augen stand die eigene Angst. „Das ist doch Irrsinn!“, sagte sie laut und apathisch in den Raum, als sie auf den Puma zuging und sich hinab beugte. Alyssa legte die Arme um seinen Hals und konnte seinen Puls laut hören. Gegen sein Ohr meinte sie leise: „Sie können nichts dafür, zumindest nicht für alles. Ich glaube, ich war das und er hat das Feuer gelöscht, lass ihn los.“ Alyssa zog leicht an Seymor um ihn von Collin wegzubekommen. Sie ließ sich auf den Boden fallen zu den Pfoten des Pumas, während sie ihn noch immer festhielt und nun neben dem gepeinigten Collin saß. Sie funkelte die verängstigten Mädchen an; „Wenn ihr noch mal versucht jemand unschuldigen mit einem albernen Zauber zu belegen, dann jag ich euch das nächste mal in die Luft!“ Sie klang entschlossen, obwohl Alyssa große Zweifel hatte, dass sie es wieder hinbekommen würde und noch größere Angst, aber die Möchtegernhexen waren so verängstigt, dass sie Alyssas Angst sicher nicht mitbekommen würden. Sie wollte bloß weg von hier. „Lass und gehen!“, flehte sie Seymor regelrecht an.
Zuletzt von Alyssa Raven am 22.02.12 13:28 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet