Erneut folgte Seymors Blick der Runde, während Collin eine nach der anderen vorstellte. Nun zumindest kannte er jetzt mal ihre Namen. Dennoch überlief ihn Gänsehaut, wenn auch nicht der unangenehmen Sorte, als ihn das Mädchen mit Namen Bonny anlächelte. Er wusste nicht zu deuten, was dieser Blick bedeuten mochte und obwohl er ihn verwirrte, schenkte ihr warmer Blick ihm auf irgendeine Weise Zuversicht und er begann sogar tatsächlich sich zu entspannen. Selbst der Blick Fayes, der ihm nicht entging, störte ihn nur geringfügig. Geduldig lauschte er weiter Collins Ausführung über ihren Familienstammbaum, auch wenn es ihn nicht so wirklich interessierte. War ja schön und gut, aber er hatte mit Magie eigentlich nichts am Hut und so weit er das von Alyssa damals verstanden hatte, wirkte sie in dem Sinne eigentlich ebenfalls keine Magie sondern beherrschte das Feuer selbst. Dennoch zuckte er unwillkürlich bei ihren Worten zusammen. Nun er musste zwar zugeben, dass Alyssas Kräfte mit Sicherheit sehr emotionsbetont waren. Dafür hatte auch er bereits einige Beispiele bekommen, dennoch hatte sie bereits lange vor ihm auch schon das Feuer kontrolliert, doch diese Gedanken behielt er vorerst für sich. Dann wartete er bis Collin geendet hatte. „Nun, ich denke auch, mir wären diese Räume hier für Übungen etwas zu klein, es sei denn ich würde als Kater angreifen, was vermutlich jedoch nicht die Art von Training wäre, die du im Sinn hast.“, gab Seymor zurück und schenkte ihm sogar ein leichtes Grinsen. Bonny hatte ihm irgendwie das Gefühl von Gefahr relativ genommen und durch die Abgeschiedenheit und die „Verbundenheit“, dass sie einfach alle anders waren, erinnerte es ihn ein wenig an die Iskariot wenn auch nur in sehr kleinem und sehr heruntergekommenen Rahmen. „Davon mal abgesehen, weiß ich, dass Alyssas Kräfte nur bedingt an mich gebunden sind.“, er sah ihr in die Augen und streichelte ebenfalls ihre Hand. „Ihre Kräfte sind wohl viel eher emotionsgebunden, denn wirklich an mich, was natürlich in Zusammenhang steht, dennoch hat Alyssa schon lange bevor wir uns kannten, ihre Kräfte beherrscht und es sollte von daher auch nicht störend sein, wenn ich ebenfalls draußen bin.“ Außerdem habe ich dann ein Auge darauf was vor sich geht. Doch das fügte er nur noch in Gedanken hinzu. „Was ich jedoch noch nicht ganz verstehe ist, wie genau ihr gedenkt mit mir zu trainieren, solch ein Schlafzauber wie das letzte Mal wird nicht mehr gelingen, wenn ich es weiß und wenn ihr, wie ihr sagt, keine Kampferfahrung habt, dann solltet ihr, wenn ihr meinen Rat hören wollt, als aller erstes euren Körper und eure Reflexe schulen und weniger eure Magie, denn die stärkste Magie wird euch nur wenig bringen, wenn ihr nicht dazu kommt sie zu wirken.“ Er schenkte allen in der Runde ein Lächeln, das wohl genauso gut von einem geduldigen Lehrer zu einem Schüler hätte gehen können. Er hielt kurz inne und wartete die Reaktionen ab. „Nun denn, dann würde ich sagen wir verlagern uns nach draußen?“
Das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut beruhigten sie, wenn auch dieses Mädchen mit dem Namen Bonny ihr einen Schauer über den Rücken rinnen ließ. Was war mit Empfängnis gemeint? Auch wenn alles in einem guten Zeichen stand, so hatte sie noch gar keine Lust sich um Kinder zu sorgen. Sie würde sie sicher beim ersten mal, wenn sie sie nerven einfach anzünden. Darüber konnte sie sich später noch immer Sorgen machen, jetzt stand etwas anderes im Vordergrund und sie verfolgte die Unterhaltung und fühlte sich in eine passive Rolle gedrängte, so als würden Collin und Seymor über sie entscheiden. Eigentlich hatte Seymor ja Recht mit allem was er sagte, einschließlich dem, was ihre Kräfte betraf. Doch als Seymor den Schlafzauber erwähnte, wurde der Druck ihrer Finger um seine Hand fester und in ihre Augen kehrte ein zaghaftes Funkeln zurück, mit dem sie Faye ansah. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass diese die Urheberin des Ärgers gewesen war und weiterhin sein würde. Sie war die Einzige, von der die Aversion ausging. „Stimmt! Allerdings kann ich mich nicht mehr daran erinnern wie ich meine Kräfte gebrauchen kann. Und das einzige mal, als ich es wieder konnte, war es eng an das Geschehen gebunden und an meine Wut!“, gab Alyssa offen zu. „Gut!“, wieder nickte Collin und schaute dann Seymor eindringlich an. „Genau so habe ich es mir vorgestellt. Zudem sollen Cassy, Meredith und Bonny lernen zusammen zu arbeiten in Stresssituationen, sich zu konzentrieren und zu gleich keine leichte Beute zu werden.“ Faye stand sichtlich genervt auf und die Mädchen folgten ihr. Wahrscheinlich war sie die Alphawölfin, dachte sich Alyssa. Collin deutete Alyssa und Seymor ihnen zu folgen, was sie auch tat. Collin blieb ein Stück weiter zurück und holte zu Seymor auf. „Die Einzige, die auch allein Ärger bereiten könnte, ist Faye. Die anderen drei sind...“, er dachte kurz nach und meinte schmunzelnd: „...harmlos. Bonny beherrscht ein Paar Heilzauber. Ansonsten greifen sie gern mit Levitation an. Glaubst du, du wirst mit den Vieren fertig?“, grinste er schief. Faye marschierte um das Haus herum zur seiner Rückseite, wo sich ein größerer Garten auftat, der kein Garten mehr war. Eine Kiefer, die am Rande wuchs, war beim letzten großen Sturm umgestürzt, zwei der Eichen, die gen Garten flankierten, hatten einige Äste gelassen. Der Garte ging nahtlos in einen Waldweg über. Das Gras stand hoch, stellenweise gab es gar keines mehr. Kleinere Sträucher aus dem Wald hielten von allen Seiten Einzug. Faye stapfte zu der Kiefer und setzte sich auf den dicken Stamm, während sie auf Seymor wartete und diesen fragend anschaute. Die Mädchen waren ihr einmal mehr gefolgt, wie eine Schafherde ihrem Hirten folgte. Etwas verloren standen die drei da und schauten von Faye zu Seymor. Collin hingegen war mit Alyssa ein Stück weiter gegangen und diese folgte ihm wie von selbst. Er stellte sich so hin, dass Alyssa mit dem Rücken zum Wald stand, dafür aber die fünf anderen im Auge hatte, so dass sie immer wusste, was mit Seymor vorging. Er dagegen schaute geradewegs in den Wald, oder auch in ihre Gesicht, wenn er beabsichtigte. „Wir hatten keinen guten Anfang, das weiß ich. Aber ich will dir wirklich helfen. Also, wie wär's wenn wir zunächst mit etwas Einfachen beginnen.“ Er hob ein trockenes Eichenblatt auf und reichte es ihr. „Hier, ich will, dass du es zum Brennen bringst, indem du dich auf das Gefühl von damals konzentrierst und versuchst es zurückzuholen, zu nutzen um erneut Feuer zu erschaffen.“ Verdattert schaute Alyssa es an, nahm es aber entgegen, hielt es mit beiden Händen fest und starrte es eine Zeit lang an. Feuer. Feuer. Feuer. Es war heiß. Eine Druckwelle war da gewesen. Wut. Angst. Nichts. Sie schaute zweifeln zu Collin. „Versuchs weiter.“, er nickte aufmunternd. Gut, das Selbe noch mal. Und wieder nichts. Wie sollte sie Feuer aus dem Nichts erschaffen. Sie schielte zu Seymor, ob der sich besser anstellte. Sie sah, wie Faye die Arme verschränkte und Seymor herausfordernd ansah. „Also, was schlägst du vor?“, hallte die Stimme der Schwarzhaarigen zu Alyssa herüber. Cassy und Meredith grinsten nur und verließen sich ganz auf ihre Hirtin. Nur Bonny schielte zuerst zu ihr und sah dann wieder leicht unschlüssig Seymor an. In ihren Augen stand, dass sie nicht besonders Viel von dieser Aktion hielt, aber mitgegangen war, weil sie zum Zirkel gehörte.
Auf seine Worte hin erhoben sich alle Reihe nach und folgten geführt von Faye in den Garten. Das Gelände behagte Seymor schon um Einiges mehr, auch wenn er immer noch nicht genau wusste, was er eigentlich mit ihnen machen sollte. Davon mal abgesehen, behagte ihm der Gedanke mit jemandem zu trainieren, besonders nicht, da diese dadurch seine Stärken und Schwächen erfahren würden. Dennoch hatte er zugestimmt und würde es auch einhalten. Doch wie sollte er ihnen beibringen, was sie für einen Kampf brauchten. Er selbst hatte es im Kampf gelernt. In New York, wo wohl auch jetzt noch immer der Kampf tobte, dem sie beide entflohen waren. Obwohl er mittlerweile ein ernstzunehmender Gegner war, wusste Seymor nur zu gut, dass es Wesen gab, für die er nicht mehr als eine Fliege war. Eine der Erfahrungen, die er auch machen musste, dass nicht jeder Gegner auch bekämpft werden konnte. Wenn man davon absah, dass Seymor Kämpfen lieber aus dem Weg ging. Im Garten angekommen wanderten Alyssa und Collin noch ein Stück weiter und er beobachtete sie noch einen Moment, bis Faye seine Aufmerksamkeit auf sich zog. So wie sie da stand und mit der Art wie sie ihn herausfordernd ansah, hätte er wohl mit ihr die meiste Arbeit. Jedoch nicht nur weil sie vermutlich die Stärkste war, sondern weil er sie, um ihr etwas beizubringen, zuerst mal von ihrem hohen Ross stoßen müsste. Ihren Blick erwidernd musterte er was sie an hatte, wie sie dastand, nahm die Umgebung in sich auf und beobachtete auch die anderen drei. Bonny war wohl, wie Collin gesagt hatte, eher die Heilerin, denn sie schien nicht mal interessiert daran zu sein überhaupt mitzumachen und die beiden anderen schienen auf das Kommando von Faye zu hören. Also schenkte er ihr ein Lächeln. „Nun, ich denke, das Beste wäre, wir lernen uns erst einmal kennen.“ Das Lächeln wurde breiter, während es sich in ein schelmisches Grinsen verwandelte, veränderte sich seine Gestalt, die bereits auf Faye zu stürmte, in scheinbarer gerader Linie. Kurz bevor er bei ihr ange-kommen war, hatte sich sein Körper in den eines Pumas verwandelt. Anstatt sie direkt anzuspringen, machte er einen seitlichen Sprung, woraufhin sein Körper erneut schimmerte und der Puma schrumpfte, bis ein Katerchen seitlich von ihr war, nun auf sie zusprang und im Sprung sich zurück in den Puma verwandelte.
„Hey!“, hörte Alyssa Fayes Stimme rufen und sah bereits den Puma los springen. Die Schwarzhaarige taumelte im letzten Moment zur Seite und gab ein, entnervtes „Mann!“ von sich. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Die Angst in ihren Augen wandelte sich in Wut, sie wand sich um und sah ein Kätzchen. Völlig verdutzt starrte sie es an, obgleich sie bereits wusste, dass er beide Gestalten annehmen konnte. Doch noch während das Kätzchen sich in Bewegung setzten, sahen die vier Hexen und Alyssa wie es sich bereits verwandelte. Die Einzige, die schnell genug reagierte, war Bonny. Sie warf sich auf Faye und stieß diese mit sich zu Boden, sie landete über der Schwarzhaarigen, während der Puma schlitternd zum Stehen kam. Meredith und Cassy stoben kreischend auseinader. „Geh runter von mir!“, fauchte Faye bereits und stieß Bonny unsacht von sich. Schnell war sie wieder auf den Beinen. Ihre Hände formten Klauen und vollführten eine von unten nach oben hebende Geste, zugleich folgten dieser Geste Erdklumpen und Steine, die im Radius von einem Meter um sie lagen, und hoben sich in die Luft. Sie bildeten einen Kreis um sie und begannen immer schneller um Faye zu zirkulieren. In ihrem Gesicht stand Entschlossenheit. Sie schleuderte alles in Richtung der Raubkatze und ein Schauer aus Erde und Steinen regnete mit erstaunlicher Wucht herab. Im gleichen Moment ließ Alyssa das Blatt unbedacht fallen und starrte nur zu Seymor. Sie wollte seinen Namen rufen, doch alles geschah viel zu schnell. Collin folgte ihrem entgeisterten Blick und grinste, als er sah was vor sich ging. „Das fängt schon mal gut an!“, meinte er zufrieden und sah dann wieder zu Alyssa, die ihre gesamte Nervosität und Angst auf einmal vergessen hatte. „Wir können langsam weiter machen oder wenn du davon so fasziniert bist, können wir es auch auf die harte Tour versuchen!“, schlug er vor, doch Alyssa schüttelte den Kopf. Aus seiner Jacke zog er eine schmale Kerze heraus und zündete sie mit einem Feuerzeug an. „Wenn du kein Feuer erschaffen kannst, dann nutze das bereits vorhandene und konzentriere dich. Du bist ja nicht besser als sie!“ Noch immer Seymor beobachtend nahm sie die Kerze entgegen und versuchte sich darauf zu konzentrieren. Sie streckte ihre Finger danach aus, als die andere die Kerze fest umfangen hatten. Ihr Zeigefinger streifte die Flamme, doch es tat kein Bisschen weh. Sie fuhr mit der Hand hindurch. Es war warm und diese Wärme stieg in ihre Hand, breitete sich in ihrem Arm aus ohne sie zu verbrennen. Sie kannte diese Art von Wärme und kurz war Seymor vergessen, als das Feuer von ihr Besitz ergriff. Sie erfasste die Flamme mit hohler Hand und es brannte in ihrer Handfläche weiter. Die Kerze erlosch. Sie schaute zu Collin, der nur nickte und grinste. Er hatte die Kerze gelöscht. Aber die brauchte sie nicht. Sie ließ die Flamme auf ihrer flachen Handfläche tanzen und größer werden, dann wieder kleiner und dann machte es Puff und es erlosch wieder. Collin grinste noch breiter. „Na los, du kennst sein Gefühl jetzt!“ Alyssa schaute auf ihre Handfläche, zog die Wärem aus ihrem Körper, aus ihrem Arm, die selbe Wärme, die sie eben gefühlt hatte und ballte sie auf ihrer Handfläche und tatsächlich tanzte ein kleines, schüchterne Flämmchen darauf.
Seymor war schon fast enttäuscht wie schlecht sich Faye schlug, denn wäre Bonny nicht eingeschritten, hatte sie keine Chance mehr gehabt ihm auszuweichen. Dennoch war er von Bonny um so mehr begeistert, denn von ihr hätte er am Wenigsten erwartet, dass sie sich einmischte und dies änderte seine Einschätzung von ihr sehr schnell dahingehend, dass sie bei Weitem nicht zu unterschätzen war, wie er anfangs angenommen hatte. Denn obwohl sie eigentlich weiter weg gewesen war, hatte sie viel besser und schneller reagiert als alle anderen. Noch während er landete, hörte er wie Faye Bonny undankbar zurückstieß und aufstand. Doch zu langsam für ihn, denn er hatte genügend Zeit um sich umzudrehen und wieder zu beobachten was sie tat. Die Erdklumpen und Steine, die sie nach ihm warf hätten zwar durchaus blaue Flecken verursachen können, doch scheinbar konnte sie sie im Flug nicht mehr lenken, denn sie prasselten direkt neben ihm ein, obwohl er nur einen einfachen Satz zur Seite gemacht hatte. Dann machte er es einer Raubkatze gleich und begann Faye in Halbkreisen zu umkreisen, sodass er von allen Mädchen ein Stück weit entfernt blieb und sie dennoch enger zusammen pferchte. Seine Bewegungen drückten Anspannung aus, auch wenn er offensichtlich darauf wartete, dass diesmal sie den ersten Schritt unternehmen würden.
„Verflixt!“, rief Faye aus, als sie sah wie Seymor einen Satz tat und sie ihr Ziel verfehlte. Sie fixierte die goldenen Augen der Raubkatze, die sie lauernd umrundete. Faye wich ein Stück zurück und stieß gegen Cassy, die hinter ihr stand. „Pass doch auf!“, raunte Cassy angespannt. Sie und Meredith tauschten ahnungslose Blicke aus, während Bonny nur die Augen verdrehte. Faye hingegen schnappte Cassy links von ihr bei der Hand und Bonny rechts von ihr. Cassy umfasste ihrerseits die Hand von Meredith, sodass die Mädchen eine Reihe bildeten. Faye sah alle der Reihe nach an und formte zwei Wörter, die Seymor nicht sehen können würde, da sie ihr Gesicht von ihm abgewandt hielt. Die Mädchen nickten alle entschlossen, bevor sie Seymor alle mit Entschlossenheit fixierten. Faye begann und die anderen stimmten ein. Zwei Wörter im Gleichklang: „Corpus pulsus! Corpus pulsus! Corpus pulsus!“ Eine unsichtbare Macht ballte sich und stieß ohne Anzeichen von rechts auf die Raubkatze zu, mit solcher Wucht, dass es das Tier von den Pfoten riss, der Bodenkontakt verschwand. Kaum war der Schlag ausgeführt, verebbte die Kraft und drang nicht weiter auf die Großkatze ein. Die Mädchen hielten sich bereit.
„Seymor!“, kam ein erschrecktes Rufen von Alyssa und das Feuer in ihrer Hand sprang zugleich über. Ein Flammenstich ging in die Luft und Alyssa erschreckte sie selbst. Duckte sich unter der Flamme, die ihren gesamten Arm einzuhüllen drohte, weg und das Feuer erstarb. Collin blickte von ihr zu den Mädchen. „Ich sehe, wir machen Fortschritte!“ Im gleichen Atemzug wand er sich Alyssa zu: „Ignis ignite!“ Mit einem mal flammte der Busch hinter ihr auf und das Feuer schlug rasant und hoch hinauf. Doch als sich Alyssa erneut erschreckte, gab es dieses mal ohne Collin Zutun eine größere Stichflamme, die die Lichtung erhellte und erstaunliche Wärme von sich gab, die auch die Mädchen und Seymor spüren mussten. Die dachte nicht lange und versuchte es zu bändigen mit ihrem Willen. Doch das Feuer wollte ihr nicht gehorchen, sondern leckte weiter und höher, bis es auf die angrenzenden Sträucher übergriff und eine Wand aus Feuer bildete.
„Ich schätze deine Freundin macht's nicht mehr lange!“, rief Faye mit einem Blick zu Alyssa Seymor entgegen und grinste spöttisch. Bonny seufzte entnervt und wusste bereits was kommen würde. Sie setzte an und alle stimmten erneut ein. „Aegis adventus! Aegis adventus! Aegis Adventus!“ Und die selbe Macht, die Seymor zuvor angegriffen hatte, umhüllte die Mädchen gleich einem unsichtbaren Schild.
Wie geplant liefen die Mädchen zusammen. Es war ihm klar, dass dies in einem echten Kampf eine sehr dumme Idee gewesen wäre, da er ja bereits erfahren hatte, dass sie zusammen um einiges stärker waren als jede für sich, besonders da abgesehen von Faye keine von ihnen Magie alleine wirken konnte. Dann sahen sie sich alle an und kurz darauf nahmen sie sich bei den Händen und folgten den Worten, die Faye von sich stieß. Seymor machte sich bereit auf das, was kommen würde. Und obwohl er mit keinem ihm bekannten Sinn etwas erfühlen konnte, ließ Kine Zusammenballung von kraft sein Rückenfell kraus werden und ihn in seiner Bewegung inne halten. Doch er bemerkte zu spät aus welcher Richtung es kam. Diese Kraft drückte ihn riss ihn unsanft von den Beinen. Selbst wenn der Angriff nicht besonders schmerzhaft war, so war er perfekt geeignet um einem Gegner im Kampfgeschehen den Wind aus den Flügeln zu nehmen. Allerdings nur wenn dieser nicht wusste, was auf ihn zukam. Was er den Mädchen jedoch zu Gute hielt war, dass sie nicht gleich weiter angriffen, denn sie hatten ja eigentlich nichts diesbezüglich vereinbart und besonders Faye hätte er durchaus zugetraut, dass sie nicht all zu lange abwarten würde. Dann spürte er jedoch Hitze hinter sich aufsteigen. Es war zu weit weg, als dass es für ihn gefährlich werden könnte dennoch fühlte er die Wärme selbst bis hier hin und noch bevor Faye etwas sagte, drehte er sich besorgt um. Selbst wenn er wusste, dass Feuer Alyssa nichts anhaben konnte, wer wusste was magisches Feuer konnte, das Collin heraufbeschwor. In der Pumagestalt nickte er Alyssa zu, auch wenn er nicht einmal wusste, ob sie es mitbekam. Widmete sich dann allerdings wieder den Mädchen, da er durchaus das Gefühl hatte, das Collin noch alles im Griff hatte. Fayes Herausforderung hatte er völlig übergangen und noch nicht einmal wirklich wahrgenommen. Doch ihren neuen Zauber konnte er diesmal, da er das Gefühl besser verstand, deutlicher wahrnehmen. Vielleicht lernte er hier ja selbst auch noch was, stellte er zufrieden fest. Er fühlte eine Ballung von Energie direkt vor den Mädchen. Er konnte nicht sagen wie hoch diese war oder wie breit, sondern nur schlicht die Richtung, aus der sie kam. Dennoch es war mehr als er zuvor festgestellt hatte und es würde ihm in Zukunft zumindest gegen die Mädchen das Ausweichen um einiges einfacher machen. Wieder begann sein Körper sich aufzulösen und anstatt des Pumas nahm wieder die menschliche Gestalt ein. Er sah hinüber zu den Mädchen, wie sie da so standen und beobachtete sie einen Moment. Erst jetzt bemerkte er, dass das Gefühl das er zuvor als Puma gespürt hatte um Vieles schwächer war. Seine tierischen Instinkte waren eben dennoch den menschlichen überlegen. Doch das ließ er sich nicht anmerken. „Gut gemacht, ich hab euch unterschätzt.“ Dennoch hatten die Mädchen ein sehr großes Problem. Sie mussten zusammen sein und sich berühren um stark zu werden und das machte sie nahezu unbeweglich. „Dennoch werden nicht viele eurer Gegner so freundlich sein und abwarten, bis ihr euch zusammengefunden habt und selbst wenn ihr das schafft. Versucht nun zusammen zu bleiben.“ Wieder lächelte er und sein Körper verfloss, erneut stand die Raubkatze vor ihnen und wieder begann er damit sie zu umkreisen, doch diesmal da sie alle zusammen waren in einem vollendeten Kreis. Er wartete darauf, dass eine Attacke von ihnen kam, er wollte erst testen, ob er dieser würde ausweichen können, bevor er seinen neuen Angriff startete.
Die Flammen schlugen weiter und weiter empor, bis sie nicht nur die wenigen Büsche verschlugen hatten, sondern bereits auf den nächsten Baum übergriffen. Alyssa geriet immer mehr in Panik, denn das Holz knackte bereits und der Baum schwankte. Was wenn das Feuer auf den ganzen Wald überschlug? Sie versuchte sich auf die Hitze zu konzentrieren, die Gefahr auszublenden, ihr die Kraft zu entziehen, aber das Feuer tat das Gegenteil, von dem, was sie versuchte. Sie wand sich nach Collin um, der sichtlich angespannt war. Sein Unterkiefer trat hervor, weil er vor Anspannung die Zähnen aufeinander drückte. Alyssa versuchte es erneut und langsam begann sie das Feuer zu fühlen, zog einen Teil der Kraft und Wärme in sich, gerade genug, damit das Feuer nicht überschlug, aber löschen konnte sie es nicht, es hüllte bereits den ganzen Baum ein. Faye beachtete nicht mehr, was Collin tat, sie grinste nur den menschlichen Seymor an, als er ihnen einen kleinen Erfolg zugestand. Sie nickte bei seinen Worten und wand sich dann nach den Mädchen um. „Er hat recht. In einem richtigen Kampf wären wir auch nicht zusammen. Also geben wir ihm was zu gucken!“ Zu den Mädchen formte sie mit den Lippen: Bonny und Meredith, Cassy kommt mit mir. Sie schaute Seymor abschätzend an, ohne den Blick zu lösen. Schnell schnappte sie sich Cassys Hand und Bonny und Meredith taten das Gleiche, kurz flackerte der Schutzschild und teilte sich dann, während Faye Cassy mit sich zog in Richtung des Waldes zu Seymors Rechten. Bonny hingegen schritt mit Meredith ein Stück weit nach links – weiterhin den Schutzschild aufrecht erhaltend, sodass die beiden Paarungen jeweils entgegengesetzt standen und er sie unmöglich gleichzeitig im Blick haben konnte. Doch das war noch nicht alles. Aus Bonnys Richtung war nicht länger der Schild allein zu spüren, von dort ging in einer konzentrischen Welle ein Energiestoß aus, der jeden Menschen von den Beinen gefegt hätte. Dicht gefolgt von einer weiteren Welle von hinten aus der Richtung Cassys. „Hey Kätzchen!“, kam es von Faye rechts von ihm, die noch immer Cassy bei der Hand hielt und eine erneuter Energiestoß raste auf ihn zu, nicht von rechts, sondern von hinten, aus der Richtung, wo auch Collin und Alyssa waren. Dann geschah alles ganz schnell und durch das laute Lodern des Feuers hallte ein bedrohliches Knacken. Der Stamm der alten Tanne knickte am unteren Ende ein und kam Alyssa entgegen. Collin kam auf sie zu gerannt, seine Hände packten sie an der Taille und zogen sich mit, doch nicht schnell genug, der Baum krachte auf sie nieder und eine Explosion stob aus einander gefolgt von einer Druckwelle, Hitze und Tausenden kleinen, brennenden Holzfragmenten. Diesen Moment nutzte Faye um einen erneuten Angriff zu starten, der Seymor von den Beinen reißen sollte.
Die Mädchen nahmen seine Worte gut auf und während er sich immer wieder zu Alyssa umdrehte und sich fragte, was genau Collin sich eigentlich dabei dachte den Wald anzuzünden, begannen die Mädchen mit ihren Vorbereitungen für ihren nächsten Angriff. Zu seinem Erstaunen, aber auch zu seiner Zufriedenheit teilten sie sich auf und dem nicht genug, befanden sich kurz darauf sogar zweimal Faye, eine seitlich und eine hinter ihm, im Kampfgeschehen. Er reckte seine Nase ein wenig und schnupperte. Während er bereits wieder die Wogen von sich zusammenballender Magie fühlte. Es war klar, dass nur eine der Fayes die echte sein konnte. Nun gut dachte er sich, sollten sie doch mal zeigen was sie so konnten. Diesmal würde er nicht so einfach auf die Tricks hereinfallen. Er konnte die Energien nur zu deutlich spüren und er wusste jetzt, dass er ihnen mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Dann war ein Knacken zu hören. Ein Rauschen, gefolgt von einem unangenehmen Knirschen und dem Klang wie von einer Explosion. Obwohl überrascht von dem Geschehen und besorgt um Alyssa, war er dennoch bereits auf die Angriffe vorbereitet gewesen und so war es ein Leichtes für ihn auf die Faye hinter ihm zu zuspringen, für wenige Sprünge dann vom Boden wegzudrücken und während er sprang verwandelte sich sein Körper in den eines Bussards und flog schlicht über die Energiewelle so wie auch über Faye hinweg zu dem umgestürzten Baum, wo er im Sturzflug landete und ohne viel Abbremsens bereits mit menschlichen Beinen leicht abfedernd nahe des Unfalls zu stehen kam. Sogleich legte er auch noch die restlichen Schritte zurück um.
Faye gab einen spitzen Schrei von sich, duckte sich und versuchte sich mit ihren Händen vor einem Zusammentreffen mit dem Puma zu schützen. Zugleich löste sich die Faye neben Cassy auf und auch Bonnys und Merediths Schutzschild verschwand. Die Mädchen rannten auf Faye zu. Cassy war zuerst bei ihr und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war. Während Meredith bei den beiden anderen bleibt, die verdattert Seymor und auch nun Bonny nachschauten und sich ihre Blicke zum Zentrum der Explosion richteten. In diesem kauerten Alyssa und Collin, dessen Arme schützend um sie lagen. Der Schrecken stand in seinen Augen, als er auf Alyssa herab schaute, die sich hingegen langsam aus seiner Umarmung löste und ihn verdattert anschaute mit goldenen Augen. Sie zitterte leicht. „War ich das?“, ihr Stimme klang abwesend und Collin nickte und schluckte. Er hielt noch immer leichten Körperkontakt zu ihr, als hätte er Sorge, dass sie wie eine filigrane Glasfigur in seinen Händen zerbrechen könnte. Sorge, dass es ihr doch nicht so gut ging, wie sie ihn glauben ließ. „Es tut mir Leid...“, seine Stimme war belegt. Ich war nicht schnell genug. Ist alles in Ordnung bei dir?“ Alyssa überlegte und sah zu der Stelle, wo noch eben der Baum gestanden hatte. Ascheflocken rieselten wie Schnee auf sie herab und das Feuer war erloschen. Da hörte sie bereits Schritte im Gras und sah Seymor auf sie zu rennen. Langsam stand sie mit Collins Hilfe auf, ihr Herz hämmerte noch immer wild und ihre Knie waren weich. Collin trat zurück und schaute wie ein geschlagener Hund zu Seymor. Ließ ihm den Vortritt und zog sich in den Hintergrund zurück. Alyssa streckte – das Geschehene noch immer nicht ganz realisierend – ihre Hand aus und ließ die Asche auf ihre noch immer zitternde Handfläche rieseln. „Das war ich!“, hauchte sie entrückt lächelnd. Vielleicht brauchte sie ja doch keine Angst zu haben. Das Feuer hatte ihr nicht geschadet. Im Gegenteil, es konnte sie und alle, die ihr wichtig waren retten und schützen. Sie konnte es doch. Wieder schaute sie ihre Handfläche an. Eine kleine Flamme, so wie vorhin erschien auf ihrer Haut. Sie ließ sie tanzen. Höher und tiefer. Und dann begann die Flamme ihre Farbe zu verändern. Weiß. Gelb. Orange. Rot. Violett. Blau und dann Grün. Doch bei dem Grün und Blau hielt sie sich länger auf. Das Feuer war kühl im Inneren und die Flammen wurden immer heißer zu den Spitzen hin. Sie starrte einfach eine Weile hinein, während das unkontrollierte Zittern weiter zu nahm. Dann erst schien sie zu realisieren, dass Seymor neben ihr stand und sie schaute ihn zaghaft an aus golden funkelnden Augen. „Du solltest vielleicht eine kleine Pause einlegen.“, meinte Collin kleinlaut. Und wand sich ab um die Selbstvorwürfe, die deutlich in seinem Gesicht geschrieben standen zu verstecken.