Going to Hell

Noch bevor Ascan den Raum betreten hatte, spürte Belial bereits seine Anwesenheit. Wie denn auch nicht, schließlich haftete Ariman überall an ihm. Sie erhob sich also wieder und blieb stehen mit Senna an ihrer Seite stehen. Es war nicht lange her, dass sie ihren Ruf nach Ascan ausgesandt hatte. Als er auf sie zu schritt, sah sie die Entschlossenheit in seinen Augen und nickte mit einem leisen Lächeln. Auch sie tat einen Schritt auf ihn zu, bis sie ganz dicht vor Ascan war und zu ihm herauf blickte.
„Wie ich sehe, habt Ihr Euch entschlossen, Ascan...“, ihre Stimme hatte einen zufriedenen Klang. „Aber zuerst habe ich noch etwas für Euch.“ Damit überbrückte Belial den Abstand und ihre Hand legte sich an Ascans Wange, sodass ihre Fingerkuppen seine Schläfe berührten. Sie übermittelte ihm alles das, was Senna gesehen hatte: den Weg vom Portal bis an die Burg, die Aufteilung der Burg bis zum Speisesaal und dann auch das Bildnis von Ariman und auch von Katherina oder Jeromy, wie auch immer sie sich nun nennen mochte. Doch auch als die Bilder geendet hatten, verweilte sie in der selben Haltung und hielt die Berührung aufrecht. Die Entfernung zwischen ihnen hatte sich kaum erweitert, während sie in seine Augen blickte.
„Nun, aber für welche Bedingungen habt ihr Euch entschlossen? Möchtet Ihr Euch an mich binden oder lieber ein sterbliches Leben verleben mit Eurer Geliebten, denn auch das kann ich Euch geben?“ Das seine Seele der Pfand war, brauchte sie nun ja nicht mehr zu erwähnen.

Ascan war sich im Klaren, dass sie ihn bereits erwartet hatte und sein entschlossener Blick wurde auch nicht durch das Lächeln geschmälert, welches er ihr schenkte, als ihre Blicke sich trafen. Er nickte ob ihrer Worte und ließ die Berührung zu und auch die Bilder, die sie ihm übermittelte. Er prägte sich jeden Abschnitt ein und für einen Moment stieg Wut in ihm auf, als er seinen Geburtsort dort in der Hölle wieder erkannte als Sitz Arimans. Doch er unterdrückte die Wut so schnell, wie sie gekommen war. Ariman würde mehr als nur zahlen für seine Verbrechen und er würde seine Schulden begleichen müssen. Alles würden Belial und er ihm nehmen und von ihm würde nichts zurückbleiben, nichts als ein Anhaltspunkt, den ein Großteil der Menschen und Wesen zwischen Himmel und Hölle als Mythos abtun würden. Als sie geendet hatte, öffnete er wieder die Augen und blickte in die ihren. Er lächelte erneut, sowohl ob der Berührung, von der er sich eingestand, dass sie ihn berührte, als auch aufgrund des Wissens, wie er sich entschlossen und warum er sich so entschlossen hatte.
„Ich werde jenen Teil, der bisher Ariman gehören sollte und ein wenig mehr an Euch binden, sodass Ihr den größeren Einfluss habt und er erst, wenn es zu spät ist, seinen Fehler bemerken wird, dass er mich erneut unterschätzt hat. Als Gegenleistung verlange ich die unverletzte Seele und den unverletzten Körper Jeromys, sowie die selben Kräfte und Macht, die mir bisher unterstand.“ Er hielt einen Moment inne, denn er wusste, dass er nun eine Forderung stellen würde, die weit mehr war, als sie vermutlich erwartete. Dennoch war es eine Bedingung, ohne die er diesen Pakt nicht schließen würde.
„Außerdem verlange ich die Freilassung der unschuldigen Seele meiner Mutter aus den Gefilden der Hölle, in denen sie nun schon mehrere Jahrhunderte brennt.“ Er ergriff sacht ihre Hand, die an seiner Wange lag.
„Sollten diese Bedingungen für Euch akzeptabel sein, dann soll ich Euer Gefolgsmann sein und ein Bündnis zwischen uns entstehen, das Euch Arimans Thron und den Euren einbringt und danach wohl von der Hölle, wie auch von den oberen Gefilden gefürchtet sein wird.“
Die Entschlossenheit hinter seinen Worten war nur zu deutlich und auch Belial musste um die Konsequenzen wissen, die daraus folgen würden. Denn so ein Bündnis würde unweigerlich Aufsehen erregen. Jenes zwischen ihm und Ariman hatte schon für Aufregung gesorgt, doch sie hatten sich gegenseitig Schaden wollen. Doch ein Bündnis zwischen einem der mächtigsten Magier und einer Fürstin der Hölle, die von da an noch dazu über zwei Ebenen verfügte, würde sowohl von ihresgleichen, als auch von den Erzengeln nur ungern gesehen werden, dessen war er sich sicher.

Belial wich nicht zurück, die ließ Ascans Berührung geschehen und hörte ihm mit einer Mischung aus Bewunderung und Neugierde in ihren nahezu bodenlosen Augen zu. Sie lächelte etwas breiter, als er geendet hatte.
„Ihr verlangt eine ganze Menge, Ascan! Aber nun, Euer Einsatz ist auch hoch...“, ohne jedoch von ihm abzulassen, nickte dann aber kurz.
„Eure Kräfte sollt Ihr haben, aber von mir, nicht von meinem Bruder. Auch die Seele Eurer Geliebten soll die Eure sein, sobald sie in meiner Obhut ist. Allerdings kann ich Euch nicht ihre körperliche Unversehrtheit garantieren. Sollte sie sterben, dann kann ich das nicht ändern, sobald ihre Seele den Körper verlassen hat. Dann soll es an Euch sein, eine neue Hülle für sie zu finden und sie wird in einem anderen Körper fortleben. Auch soll die Seele Eurer Mutter frei sein, nachdem Arimans Reich mir gehört. Aber womöglich möchte sie gar nicht in höhere Gefilde mehr, wenn sie eins mein zukünftiges Reich kennengelernt hat...“, dabei schmunzelte die Erzfürstin. Ja, sollte das hier gelingen, dann würde es dort unten sehr bald, sehr anders aussehen. Dann wäre es nicht mehr die Hölle, wie man sie bisher kannte.
„Dann haben wir also einen Deal!“, grinste sie Ascan verheißungsvoll an. Mit einem einzigen Schritt überbrückte sie den letzten Abstand zwischen ihnen und schmiegte sich an seinen großen, schlanken Körper. Ihre Lippen legten sich auf die seinen und verschlossen sie mit einem innigen Kuss, während ihre Hand in seinen Nacken wanderte und ihn somit ihr entgegenzog. In dem Kuss lag mehr Sehnsucht und Verlangen, als für den Pakt von Nöten gewesen wäre. Dennoch geschah etwas: Energie baute sich zwischen ihnen auf. Eine Macht, die die Luft um sie herum Funken sprühen und knistern ließ, so geladen war sie von dieser Dunkelheit. Zugleich wurde Ascan von einem inneren Sog erfasst, welcher an seiner Seele zerrte, ihn im Gegensatz aber mit größerer Macht erfüllen sollte, während sie ihm von sich gab.

Ascan hörte ihren Worten zu und war nahezu erstaunt, dass sie allem zustimmte, bezüglich Jeromys Körper hatte sie ihm ja bereits erklärt, dass sie dies nicht versprechen konnte, aber er bezweifelte, dass Ariman Gewalt gegen sie eingesetzt hatte und wenn sie erst einmal dort wären, würde er wohl keine Zeit mehr dafür haben. Dennoch hatte sie natürlich recht damit, dass sie es nicht zu 100% garantieren konnte. Das konnte er jedoch akzeptieren und so nickte er noch einmal, doch sie schien gar nicht mehr abgewartet zu haben. Viel mehr schien sie schon gewusst zu haben, dass er zustimmen würde, als ihre Lippen die seinen berührten, innig und wieder kehrte das Gefühl zurück, das er bereits zuvor bevor er gegangen war gefühlt hatte. Jene Verbundenheit, die er zwischen ihnen beiden Gefühlt hatte. Ohne darüber nachzudenken legte er seine Arme um sie, erwiderte den Kuss ebenfalls sehnsüchtig und zog sie noch enger an sich. Er dachte für diesen Moment nicht darüber nach, auch nicht darüber, dass sein Herz immer nur Selenya gehört hatte, bis er schließlich Jeromy getroffen hatte, von der er nun, da auch Belial und selbst Ariman es mit Bestimmtheit gesagt hatten, wusste, dass sie ihre Wiedergeburt war und doch fühlte er, dass dieser Kuss mehr als nur ein Pakt war. Zugleich fühlte er auch Macht durch seinen Körper strömen. Macht und das Band, das unzertrennliche Band, das der Pakt zwischen ihnen schloss, während seine Seele an sie gebunden wurde. Es war völlig anders, als er es bei Ariman in Erinnerung gehabt hatte, er fühlte weder den Schmerz, wenn gleich er dennoch jene Kraft fühlte, die sein Innerstes erfasste, zugleich fühlte er aber auch nicht das feurige Brennen, wie damals, als Arimans Macht in ihn gedrungen war, sondern einen sanften Druck, der immer mehr zuzunehmen schien und sich seltsam vertraut und neu zugleich anfühlte.
Ascan wusste nicht wie lange der Kuss dauerte und ein Teil von ihm wollte auch nicht, dass er endete und selbst als sie sich von ihm löste, verweilten seine Hände noch an ihren Seiten und für einen Moment sahen seine Augen sie mit einem anderen Blick an, als es sein sollte.

Belial ließ es auch zu, als Ascan sie näher an sich zog und voller Sehnsucht die Arme um sie legte, denn eine gleiche Sehnsucht fühlte sie auch und fühlte sie umso stärker, jetzt da sie so mit Ascan verbunden war. Aber in ihrem Inneren wusste sie, dass der Kuss nicht ihr galt, sondern einer anderen Frau, ebenso wie ihr Kuss einem anderen galt. Dennoch genoss sie das Gefühl seiner Lippen auf den ihren und ließ den Kuss andauern, auch als der Pakt besiegelt und die Transformationen abgeschlossen waren. Langsam und fast etwas unschlüssig löste sie sich von Ascan und öffnete ihre Augen. Seine Hände hielten sie weiterhin fest und als sie in seine Augen blickte, sah sie diesen abwesenden Ausdruck darin. Diesen Ausdruck, der auch sie kurz schwanken ließ, einfach weil sie sich selbst nach Berührungen sehnte. Ihre Hände wanderten an seinem Körper hinab und schoben sich unter sein Shirt, während sie seinen Blick erwiderte. Die Finger strichen leicht hinauf, bis sie sich ermahnte, dass er das hier gar nicht wollen würde und sie wohl auch nicht, wenn die Situation eine andere war. Also löste sie sich völlig von Ascan und tat einen Schritt zurück. Sie räusperte sich etwas und wieder lag ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen.
„Nun. Habt Ihr Verstärkung erhalten? Wann gedenkt Ihr, dass wir angreifen?“, fragte sie leise und ihre Stimme zeigte, dass es auch an ihr nicht spurlos vorbei gegangen war.

Es dauerte einen Moment, bis ihn ihre Worte erreichten und als sie sich löste, musste er den Reflex unterdrücken, sie bei sich zu halten, ebenso dauerte es bis sein Blick wieder ins Diesseits zurückkehrte. Doch dann nickte er und erst jetzt begannen seine Gedanken zu laufen. Er ließ die Szene erneut passieren in seinem Kopf und akzeptierte sie dann. Es würde niemandem etwas bringen zu lügen und er hatte es ja bereits zuvor festgestellt, dass er für diese Frau vor ihm, deren Leben von nun an unweigerlich mit dem seinen Verknüpft war, etwas empfand, dennoch wusste er auch, dass er Jeromy liebte, und Selenya über viele Jahrhunderte hinweg geliebt hatte, und sie wohl für immer lieben würde. Also kehrte mit seinen Gedanken zu der momentanen Lage zurück.
„Ja, der Magier. den ich erwähnt hatte, wird uns begleiten und zur Seite stehen. Er wird sich, denke ich, als sehr nützlich erweisen um uns einen Großteil des Kleinvolks vom Hals zu halten, während wir uns um Ariman kümmern. Ich schätze er wird demnächst anrufen.“ Er merkte an ihrer Tonlage und natürlich auch an den Gesten, die sie V´verbunden hatten, dass die Erkenntnis seiner Empfindungen keineswegs einseitig gewesen waren und als er weiter in sich hineinhörte, um auch den Pakt und die Kräfte, die sie ihm geschenkt hatte, besser zu verstehen, fühlte er förmlich, dass Band sich geformt hatte. Für einen Moment fiel Ascan Jeromys Reaktion auf Alyssa ein und er vermutete, dass in diesem Fall wohl noch so Einiges auf ihn zukommen würde, doch vorerst würde er sie aus den Fängen eines Fürsten der Hölle befreien müssen und was wohl schwieriger wäre, sie davon überzeugen, dass er nie vorgehabt hatte sie für Experimente zu benutzen. Der Vergleich ließ ihn innerlich schmunzeln. Was Sturheit anbetraf und auch das maximale Maß an Nachtragend-Sein könnte sie wohl Ariman durchaus übertrumpfen.

Als Belial etwas Abstand zwischen sich und Ascan gebracht hatte, schmunzelte sie bei seiner Betrachtung. Er schien etwas abwesend, fing sich jedoch sehr schnell wieder. Sie hörte ihm aufmerksam zu, während sie sich zugleich auf ihre Verbindung konzentrierte, die nun so stark geworden war, dass sie sie regelrecht fassen konnte. Der Großteil von Ascans Seele gehörte nun ihr. Und Seelen bedeuteten unglaubliche Macht. Bald. Ja, bald würde sie ihre Macht zurück erlangen und noch mehr. Sie schmunzelte weiter, jedoch dieses Mal wissend, als Ascan von dem besagten Magier sprach.
„Nun, dann sollten wir uns wohl bald aufmachen. Euer Magier wird schneller eintreffen, als Ihr glaubt, Ascan!“, zu dem Schmunzeln gesellte sich ein sonderbarer Unterton.
Im selbigen Moment klopfte es bereits an der Tür. Und ohne auf ein Herein zu warten, schob sich eine kleine Gestalt in den Raum mit leuchtend blauem Haar. Sie lächelte, als sie gerade im Raum stehen blieb, ihre milchigen Augen schienen die Anwesenden anzublicken ohne sie wirklich zu sehen.
„Das wird immer interessanter!“; meinte Belial zufrieden und musterte die zierliche Gestalt.

Noch bevor er überhaupt gewusst hatte, was geschehen war, schreckte Evys zierlicher Körper neben ihm im Bett hoch. Sie zitterte am ganzen Leib und war heiß und kalt zugleich.
„Er hat sie...“, hatte sie nur gebrabbelt und noch bevor er etwas tun konnte, war die kleine Hellseherin aus dem Bett gesprungen und war hektisch durchs Zimmer getigert, war eine Zeit lang gar nicht ansprechbar, als sie versucht hatte ihre Gedanken zu ordnen. Aber gleich darauf verfiel sie wieder mehrere Male in eine Art Starre und war danach doch wieder ruhiger, sodass sie ihm erzählen konnte, dass sie Jeromys Entführung gesehen hatte. Jeromy, die für so lange Zeit aus ihrem Leben verschwunden war und nun wieder auftauchte, nur um dann wieder zu verschwinden. Schnell war klar, dass das Mädchen nur der Spielball höherer Mächte war und ein Druckmittel um an Ascan heran zu kommen.
„Er wird kommen. Ascan wird kommen um dich um Hilfe zu bitten!“, sagte sie frei heraus und starrte James aus ihren durchscheinenden Augen an. Doch der Gestaltwandler nickte nur zustimmend. Sicher würde er helfen. Und dann, endlich konnte er das wuselige Bündel von Frau in seine Arme schließen.
„Es wird alles wieder gut. Du weißt, dass es nichts gibt, was wir nicht durchstehen können...“, versuchte er sie zu trösten.
„Aber du solltest alle Vorkehrungen treffen, bevor wir gehen... den Laden...“ Es stand wohl außer Frage, dass sie mitkommen würde. Und das tat James auch: verriegelte alle Räume, verstärkte seine Fallen und Bannkreise, trug Lilin auf, auf bestimmte Gegenstände und Bannkreise besonders zu achten, weil diese auch ihr gefährlich werden konnten und er trommelte auch Gawin her, welcher es sich nicht nehmen ließ, mehr Zeit mit Lilin zu verbringen. So verwunderte es James auch nicht, als Ascan dann wirklich keinen Tag später vor James stand und ihm erklärte, dass seine Hilfe gebraucht wurde, besonders auf dem Bereich der Bannzauber. Und die Hölle kannte mächtige Zauber. So wurde, nachdem Ascan wieder gegangen war, die gesamte Artefaktsammlung durchforstet und alles, was als Bannverstärker diente, herbei geholt. Schließlich brauchten sie alle Hilfe, die sie bekommen konnten. Und während er das alles tat, wurde Evy mehr zu einer Hülle, denn zu einem lebendigen Menschen. Ihre Gedanken kreisten und suchten regelrecht nach ihrer Schwester, doch ohne Erfolg. Dafür wusste sie eine Menge anderer Ereignisse zu berichten: von Alyssa und ihrem verletzten Partner, was mehr oder minder Ascans Verdienst war und auch sah die Ascans Pakt mit Belian, was auch gleich James berichtet wurde.
Nachdem der Gestaltwandler also einen portablen Bannzauber gefunden hatte, der Evy in seiner Abwesenheit schützen sollte und auch einige andere Bannzauberverstärker in Form von Ringen ausfindig gemacht hatte, beschlossen er und Evy, dass es wohl das Klügste wäre Alyssa um Hilfe zu bitten. Ein kurzer Anruf genügte um sie für wenige Minuten von ihrem Geliebten los zu eisen. Dann stand sie vor James Anwesen und kurz darauf waren sie drei vor dem Guardian. Ohne das Gebäude zu betreten teleportierte sich die Vampirkönigin direkt zurück in ihre Gemächer.

Der Weg durch das Gebäude war ein leichter, da man anscheinend mit ihnen rechnete und Evy lief den Weg in Richtung Ascan zielstrebig, als kannte sie seinen genauen Aufenthaltsort. Schnell schob sie sich durch die Tür und James folgte in wenigem Abstand. Nun waren sie also hier und es würde bald beginnen...

„Oh, dann sind wir also bereits zu spät!“, kam es etwas kläglich von Evy. „Der Pakt wurde bereits geschlossen. Und Ihr müsst also die berühmte Belial sein!“ Die kleine Seherin sah zwar müde aus, aber schien sie dennoch voller Zuversicht, dass sich die Dinge zum Guten wenden würden. Ihre Augen richteten sich auf Belial und sahen dennoch durch sie hindurch.
„Eure Zukunft kann ich leider nicht sehen. Aber ich kann ebenso wenig in die Gefilde der Hölle sehen, also kann es ebenso möglich sein, dass ich Euch nicht sehen kann, weil ihr eben dort sein werdet!“ Damit wand sie sich wieder an Ascan.
„Und du Ascan, du solltest dich in Acht nehmen. Wenn du aus der Hölle zurück kommst, dann wird Alyssa dir eine Hölle auf Erden bereiten. So viel kann ich Euch sagen!“, plapperte das Mädchen darauf los. Belial würde ohnehin bereits in ihren Gedanken ihren Namen gelesen haben, trotz James' magischer Barriere, die Evy zumindest vor Lilin schützen sollte. Aber um Evys Prophezeiungen machen zu können, musste an nicht in die Zukunft sehen können. James betrat hinter ihr den Raum, leise und bedächtig, gefasst, wie man ihn kannte. Der schwarze Mantel noch immer streng um die Schultern, mit gerader Haltung. Als er hinter seine Freundin trat, nickte er Ascan zu und trat dann auf Belial zu um ihre Hand zu ergreifen und einen leichten Kuss darauf zu hauchen mit einem charmanten Lächelnd.
„James of Gaunt ist mein Name, mächtige und ebenso schöne Belial!“, meinte er und nahm wieder gebührenden Abstand ein um hinter seine Freundin zu treten.
„Ihr müsst die forschen Worte meiner aberwitzigen Begleiterin verzeihen. Oft sprudeln sie einfach aus ihr heraus!“, meinte er und legte seine Arm um Evy, wodurch die etwas enger an ihn gezogen wurde.
„Und nicht nur einmal haben sie deinen hübschen Arsch gerettet!“; gab die Seherin süffisant grinsend zurück, bevor sich ihr Blick verfinsterte, als sich ihre blauen Augen zunächst auf Ascan richteten und dann auf Belial.
„Ihr müsst wissen, Euer Pakt ist nicht unerkannt geblieben. Die Triade weiß davon und sie sind gar nicht erfreut von diesem Bündnis. Ihr solltet schnell handeln. Denn wer weiß, was sie beschließen, wenn Ihr scheitert. Und wenn Ihr gewinnt, werden Ariman andere Widersacher folgen, nicht unbedingt aus der Hölle, sondern auch von anderen Fronten. Euer Bündnis macht Euch nicht gerade beliebt unter den übernatürlichen Mächten. Man hört uns sieht bereits jetzt Gerüchte.“ Damit endete sie und wartete die Reaktionen der Anwesenden ab.

Belial schaute erfreut von Evy zu Ascan und lächelte noch immer wissend.
„Interessant, sagte ich bereit. Ascan, Ihr scheint Flüche anzuziehen.“ Dann schüttelte sie den Kopf etwas resigniert, aber noch immer leise lächelnd, als sie Evy betrachtete und die Zusammenhänge immer weiter verstand. Irgendwie waren sie doch grotesk.
„Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist diese kleine, aufgedrehte Person die Schwester Eurer Geliebten. Jedenfalls die Schwester der Wiedergeburt Eurer Geliebten. Und der Fluch der Blindheit haftet nun ihr an... Allerdings liegt es nicht an mir dem Fluch zu lösen, da höhere Mächte am Werk sind. Aber die Seherin hat Recht. Es wird Zeit, nun da wir vollzählig sind!“ Alle diese Informationen las Belial mühelos aus den Gedanken der Seherin. Es wäre wirklich interessant sie in die Reihe der Untergebenen aufzunehmen. Aber auf welches Fundament sie ihr Reich bauen würde, konnte sie später noch immer entscheiden und das Mädchen womöglich für sich gewinnen.

Als es klopfte, drehte er sich um und konnte die Neuankömmlinge eintreten sehen. Er hätte nicht gedacht, dass James Evy mitnehmen würde, aber was er bisher so von ihr mitbekommen hatte, war es bei Evy nicht im Geringsten anders als bei Jeromy. Sie ließen sich ohnehin nichts sagen, geschweige denn verbieten. Er wusste nicht genau wieso, aber aus irgendeinem Grund heiterte ihn das wilde Darauflosgequassel der jungen Frau mehr auf, als dass es ihm Sorgen machte, obwohl sie ihm eigentlich seine Befürchtungen bestätige. Nichtsdestotrotz kamen ihre Warnungen - abgesehen von Alyssa, die er ganz vergessen hatte. Jetzt, da Evy es erwähnte, konnte er sich vorstellen, dass es sich tatsächlich um eine Hölle handeln würde, so wie Seymor seinen Informanten nach verletzt wurde. Also würde er, selbst wenn er Ariman besiegt hätte, noch mindestens zwei Schlachten zu schlagen haben, die er beide eigentlich nicht gewinnen konnte, seufzte er fast innerlich. Doch dann ermahnte er sich seiner Manieren, wartete bis James Belial begrüßt hatte und wollte bereits dazu ansetzen ihnen für ihr Kommen zu danken, als er Belials Worte vernahm. Er sah sie für einen Moment verwirrt, dann verstehend an, was ihn jedoch nur noch mehr verwirrte. Dennoch nickte er vorerst einfach. Belial hatte recht und diese Frage hatte Zeit bis später.
„Ich danke Euch für Euer Kommen. Dann werde ich nun noch die letzte Vorkehrung treffen.“ Er lächelte Evy an. Wenn er das tat, würde es erst recht zu genau dem führen, das sie gesehen hatte. Dennoch hatte er diesen größten Trumpf nun zumindest vor Belial, seit Jahrhunderten als Geschenk für Ariman im Besitz. Er ging mit einer Kreide zur Wand zeichnete den gewohnten Zugang zum Nimbus und verschwand für einen Moment in diesem. Gleich darauf kam er mit einer Schatulle zurück. Sie wirkte nahezu unscheinbar; eine alte Holzschatulle mit gerade mal ein paar eingeschnitzten Symbolen. Doch James würde sie mit Sicherheit sofort erkennen, dessen war sich Ascan bewusst. Sie waren selten, aber das beste Erkennungsmerkmal, das jedem magiefähigen Wesen auffallen musste, war die fehlende Aura; so als wäre die Schatulle und der darin befindliche Gegenstand nicht existent. Damit schloss der Eingang sich hinter ihm wieder und er nickte, sprach einige Worte und die Schatulle wurde unsichtbar in seinen Händen. Er sah zu Belial.
„Auf welche Weise werdet Ihr uns begleiten? Könnt Ihr Eure Anwesenheit vor ihm verschleiern?“