Hayley schmunzelte und sah Ian an. „Ah ja... Gibt es diese Schlüssel überhaupt oder hilft dir das spazieren gehen dich daran zu erinnern, wo sie sein könnten?“, scherzte sie. Aber sie hatte das Gefühl, dass er die Wahrheit sagte, denn schien ihm wirklich unangenehm zu sein. „Also, wenn dir der Wachhund nichts ausmacht, würde ich gern bleiben“, meinte sie. „Aber gegen etwas Bewegung hätte ich nichts!“ Wie zur Bestätigung streckte sie sich. Sie war die letzten Stunden nur gesessen und ihr Körper fühlte sich trotz er Müdigkeit steif an. „Du könntest mir ja den Campus bei Nacht zeigen!“, schlug sie vor. Bei Nacht und völlig verschneit, das war schön. Sie mochte den Schnee und die Kälte. „In Vancouver schneit es auch immer. Ich habe das Gefühl da liegt das halbe Jahr lang Schnee!“, erzählte sie etwas aus dem Zusammenhang gerissen, als sie an die glitzernden Massen dachte. Sie schnappte sich ihre Jacke, streifte die Stiefel über auch Ian tat es ihr gleich und ihr nächtlicher Spaziergang konnte losgehen. Sie verließen die Wohnung und machten sich wieder auf den Weg, wo sie zuvor mit dem Bus entlang gefahren waren.
Ein kühler Wind blies ihnen entgegen, doch ohne Schnee und kaum schneidend. Nicht so kalt und frostig, wie sie es aus Vancouver gewohnt war, sondern viel milder, fast schon warm für den Winter. Der weiche Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und glitzerte unter den Straßenlaternen. Die meisten Menschen waren bereits von der Arbeit oder von den Universitäten zurückgekehrt und hatten es sich gemütlich gemacht im Warmen. Dennoch waren die Straßen hier niemals leer, stellte Hayley fest. Während sie sich in Richtung der Boston University begaben konnten sie den einen oder anderen Blick ins Innere der Häuschen werfen. Zunächst waren sie überwiegend in einer Studentengegend unterwegs, wo die Häuser aus kleinen Altbauten bestanden, so wie das Gebäude, in dem Ian wohnte. Nach einer Weile des Schweigens – für sie war es nicht dieses betretene, peinliche Schweigen, sondern viel mehr eine entspannte Ruhe – griff Hayley seine Aussage auf: „Ist das auch so ein Hobby von dir? Also eine noble Tat am Tag zu leisten?“ Sie musste wieder grinsen; „Weißt du, ich bin zwar der Werwolf von uns beiden, dafür bist du sonderbarer als ich!“ Sie wanderten weiter gemächlichen Schrittes und langsam rückte sich die Universität in ihr Blickfeld. Weitläufig und pompös. Offen und mit vielen Grünflächen. Dahinter erstreckte sich Charles River, breit und majestätisch. Sogar von hier saß man durch offenen, nicht bebauten Lufträume, dass die Wasseroberfläche zumindest an den Ufer gefroren war. Ian bog dann ein. Von der immer breiter werdenden Hauptstraße nach links zum Campus hin. Vor ihnen lag eine weite, verschneite Fläche, die im Sommer sicherlich saftig grün war. Das war wirklich erstaunlich an Boston, obwohl es ein Ballungsraum war mit vielen Menschen und viel Bebauung, fanden sich dennoch so weite, leere Flächen wie vor der Boston Universität. Sie steuerten zunächst auf das mittlere, kleinere Gebäude zu, das einer großen Kapelle glich und von da aus weiter unter den romanischen Arkaden nach rechts. Sie folgte Ian einfach, ohne genau zu wissen, wohin es eigentlich ging. „Meinst du, ich könnte mich hier einfach so bewerben? Ich habe nie eine Schule abgeschlossen, weil ich immer Privatunterricht hatte.“,flüsterte sie, weil sie Angst hatte, dass ihre Stimme in den offenen Gewölben hallen würde. Aber es war unverkennbar, an ihrer Stimme, an dem Glitzern in ihren Augen, dass es ihr hier gefiel. Doch dann mischte sich etwas in ihre Gedanken. „Dürfen wir nachts überhaupt hier sein?“, fragte sie zaghaft.
Ian Bennett Admin
Deva Lebensalter : 22 Tätigkeit : Student Anzahl der Beiträge : 61
Thema: Re: Willkommen in Boston 25.07.14 18:03
Es tat gut die kalte Abendluft einzuatmen. Zur Abwechslung hatte er sich sogar statt seiner Lederjacke, einen winterlichen Mantel angezogen. Ganz in schwarz und fast schon zu elegant für sein sonst so legeres Auftreten. Doch was machte das schon? Sie waren ganz alleine da draußen auf dem riesigen, schier endlosen Gelände der verlassen wirkenden Universität. Keine Lichter, nur die aus der großen Stadt, weit in der Ferne und die wenigen Laternen, welche die Parkanlage beleuchteten, oder besser die schmalen Wege, die durch ihn hindurch führten. Die Abendluft war besser als den ganzen Tag nur in seiner Wohnung zu sein oder im Bus zu fahren. Erst hier wurde ihm wieder wirklich bewusst, wie schön es eigentlich hier war. Er hätte ja fast schon gestehen sollen, dass er wirklich ein Glückspilz war, dass er hier hin gekommen ist. Außerdem brachte ihn seine Begleitung an diesem Abend, während sie durch den Schnee stapften, zum lachen. „Warum sollten wir denn nachts nicht hier sein dürfen? Ausgangssperre für Werwölfe etwa?“, grinste er sie schief von der Seite an und zwinkerte ihr dann zu. „Es ist einfach niemand da. Alles verlassen. Die Leute genießen ihre freie Zeit und wollen mal nichts mit dem ganzen Lernen, den Professoren und dem Stress der Uni zu tun haben. Ist doch logisch, dass sie mal einen Tapetenwechsel brauchen. Das machst du ja eigentlich auch so, wenn man es genau nimmt. Auszeit vom Stress, bei den reichen Eltern zuhause zu sein...“, stichelte er wieder ein wenig scherzhaft. Mittlerweile sollte sie ja verstanden haben, dass er wenig von dem, was er sagte, auch ernst meinte. „Also nur Privatlehrer? Keine Zeugnisse und so'n Kram? Nichts? Ich glaube zu fragen, ob deine Eltern das zufällig zur Uni von Boston nachschicken können, wäre nicht so der perfekte Einfall, oder? Hm... du könntest dir die Uni aber trotzdem mal anschauen. Meistens sind die Räume sowieso überfüllt, da kannst du dich einfach dazusetzen.“, schlug er schulterzuckend vor.
„Mitternacht ist wohl die Sperrstunde für Menschlein!“, konterte Hayley und streckte Ian die Zunge raus. Als er weitersprach wurde sie dann wieder etwas ernster. „Also so etwas wie Zeugnisse habe ich schon. Ich kann nur schlecht sagen: Mom, Dad, könnt ihr mir bitte die Sachen nachschicken, aber kommt bitte nicht her?“ Als sie weiter schlenderten wurde Hayley immer grüblerischer. „Ich würde mich wirklich gern in Vorlesungen setzten, allerdings kann ich mir das wohl gerade nicht leisten. Irgendwie muss ich sehr bald an Geld kommen und ich bezweifle, dass Job und Studium kompatibel sind...“ Wenn sie sich allerdings irgendwie ein Stipendium besorgen könnte oder einen Studienplatz durch jemanden, dann würde das sicherlich ganz anders aussehen. „Aber ich hab ja noch nicht einmal eine Ahnung, was mich interessieren würde...“, gab sie zu. Und als sie so weiter gingen, scheinbar ohne Ziel oder vielleicht doch? Da hörte sie eine weibliche Stimme: „Umbram maximam, Erebum reconcilio. Ego te absolvo, dono te libamentum. Iam me domine subito accipito! Erebum incanto, in nomine domini Aeshma.“ Hayley deutete Ian stehen zu bleiben und schaute ihn erstaunt an. „Hast du das auch gehört?“ Ihr Sinne schärften sich auf dieses Stimme. Binnen Sekunden hatte sie ausgemacht, wo diese Latein rezitierende Stimme herkam. Hayley schlich zu der nächsten Biegung des Arkadenganges, in dem sie sich gerade befanden und winkte Ian herbei. Als sie hinter der Biegung hervor spähte, erkannte sie einen Zirkel von sechs Leuten, alle waren in Schwarz gekleidet. Zumindest trugen sie keine Kutten, dachte sich Hayley. Jeder von ihnen hielt eine weiße Kerzen in den Händen und sie alle standen in einem mit weißer Kreide auf den Boden gezeichneten magischen Zirkel. Wobei in der Mitte ein Siegel gezeichnet war. Hayley roch Blut. Ja, vermutlich war es tatsächlich mit Blut auf den Boden aufgetragen worden. Und in der Mitte des Kreises stand ein Mädchen. Eine Mütze über den Kopf gezogen, in Mitten des Siegels. Ununterbrochen rezitierte sie weiter: „Umbram maximam, Erebum reconcilio! Legio malus abyssum relinquito! Vos iam incanto exercitum tenebrarum. Evoco daemones, devoce paludamentum! Exorcismus cruore, sanguine advenite! Legio malus abyssum relinquito! Acies umbrarum domini incantamus! Exercitus tenebrarum abyssum evocamus! In nomine domini, Aeshma, infidelis sacrificamus. Hayley blickte Ian wieder an und flüsterte: „Ist das hier so üblich? Nachts ein Ritual auf dem Campus? Die normalen Gepflogenheiten, wenn man dazu gehören will?“ Sie grinste schief, konzentrierte sich dann aber wieder auf das Ritual. Sie kramte angestrengt in ihrem Gedächtnis. Aeshma... Aeshma... hätte sie doch nur besser zugehört, als ihr Vater ihr versucht hatte etwas beizubringen. Es war auf jedenfall ein Dämon. Zumindest keiner der Erzfürsten... „Umbra maxima hostes nostrum deleto! Sanguis castorum liberorum undecentorum. Incendimus furore insancto altaria. Trium potentia componendo ministrum! Corpora nova creamus reverti causa!“, und während das Mädchen weiter die Beschwörungsformel aufsagte, begann ihr Körper unkontrolliert zu zucken. Was ziemlich grotesk aussah, wie Hayley fand. Als sie endete, endeten auch die Zuckungen und ihre Augen verfärbten sich blutrot. Ein Stich fuhr durch Hayley Körper und sie zuckte zusammen und erschauderte. Sie kannte diese rote Färbung von ihrem Vater, jedes Mal, wenn er Blutmagie anwendete, verfärbten sie sich zu diesem Blutrot. Was aber richtig unheimlich wurde, diese Augen richteten sich geradewegs auf sie und Ian, als könnten sie durch Wände sehen, mit einem unerklärlichen, schaurigen Ausdruck.
Zuletzt von Hayley Starhawk am 26.07.14 20:00 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Ian Bennett Admin
Deva Lebensalter : 22 Tätigkeit : Student Anzahl der Beiträge : 61
Thema: Re: Willkommen in Boston 26.07.14 10:17
Eigentlich machte sich Ian gerade Gedanken darüber, wie man Hayley vielleicht zu einem Job verhelfen konnte. Vielleicht würde sie ja einfach in einem Café anfangen. Eines von den vielen, welches hier in der Nähe war. Es wäre leicht zu erreichen und sie könnte, bis sie was gefunden hatte, einfach bei ihm wohnen. Gegen etwas (weibliche) Gesellschaft hatte er sicher nichts einzuwenden. Es sei denn sie besetzte das Bad morgens so lange, dann würde sie ziemlich schnell rausfliegen... Das mit dem Studienplatz war eine andere Geschichte. Aber vielleicht konnte ihm ja sein... Professer? Chef? Ober-Deva? Eigentlich wusste er gar nicht genau, wie er ihn nennen sollte, darum beließ er es meistens einfach bei Professor Draven, oder wie sie ihn liebevoll nannten: Professor Dumbledore. Er wirkte manchmal ein wenig alt und verwirrt, aber das war wohl nur Tarnung, denn er war als Lehrer und als Professor alles andere als nicht professionell. Dann kamen jedoch diese seltsamen Geräusche aus dem Gebüsch und als Hayley ihn darauf hinwies, nickte er zustimmend. Er hörte es ebenfalls und hatte es sich demnach nicht eingebildet. „Was tun die da?“, fragte er Hayley, die sich eindeutig mehr mit Zauberei auskannte als er. Zumindest wusste er nicht wirklich aktiv, was da vor sich ging. Der Deva in ihm hatte sicher Ahnung davon, schließlich hatte dieser schon genug davon gesehen. Aber wie er nun mal war, konnte er sich einfach nicht darauf konzentrieren, den Deva in sich herauszulassen, um auch mal mit Wissen zu prahlen, statt nur mit coolen Fight-Moves. Auf der anderen Seite: Wofür hatte man denn seine Helfer? Hayley würde sicher wissen, was da los war. Etwas verdutzt schaute er jedoch schon, als das Mädchen mit den roten Augen sie plötzlich anschaute und Ian nicht mal genau sagen konnte, ob das jetzt etwas Gutes oder Schlechtes war. Immerhin war sie ja ganz nett anzusehen.
Ein sehr, sehr ungutes Gefühl beschlich Hayley, als sie sich wieder hinter die Mauer zurückzog. Sie fasste Ian am Ärmel seines Mantel und zog ihn mit sich in Deckung. „Ich habe keine Ahnung wen genau sie da beschwören. Aber auf jeden Fall einen Dämon. Und ich glaube, er ist bereits im Körper des Mädchens!“ Sie sah Ian durchdringend an. „Wir sollten schnellst möglichst von hier verschwinden!“ Hayley merkte bereits, wie ihr Puls anstieg und ihr Herz immer schneller pochte, wie sich ihre Sinne zugleich schärften und ihr Körper sich schon langsam aber sicher auf eine Verwandelung vorbereitete. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Etwas lag eindeutig in der Luft. Hinter sich hörte Hayley wie die Sechs irgendeine Lobpreisung auf ihren neuen Herrn und Meister begannen und ihn darum baten, dass er ihnen irgendwelche Wünsche erfüllte. Irgendwie schienen die nicht ganz begriffen zu haben, wie der Trick funktionierte. Aber da war bereits ein groteskes Knacken zu hören, wie das Bersten von Knochen, gefolgt von Schreien. Hayley packte Ian noch fester am Ärmel und zog ihn mit sich in die Richtung aus der sie gekommen waren, als die ersten Schreie einsetzten. Dann wieder ein Knacken. Ihr war klar, was da hinter ihnen passierte, auch ohne dass sie hinsehen musste. Spätestens als sie den ersten dumpfen Aufprall eines Körpers auf dem kalten Stein hörte.
Ian Bennett Admin
Deva Lebensalter : 22 Tätigkeit : Student Anzahl der Beiträge : 61
Thema: Re: Willkommen in Boston 26.07.14 19:15
„Dämonen in der Uni? Ich sagte doch, das ist wie Buffy hier.“ Er hätte fast angefangen zu lachen, ermahnte sich jedoch mit einem unterdrückten Geräusch, dass es wohl nicht gerade die beste Idee war. Er hatte einen Werwolf dabei und dem sollte schließlich nichts passieren. Besonders nicht, wenn es um Dämonen ging! Sein Fachgebiet - sozusagen. Seine Deva-Gruppe war damit beschäftigt Dämonen und andere Scheusale, die hier auf der Welt nichts zu suchen hatten und Schaden anrichteten, einzufangen, zu töten oder ihnen zu erklären, dass sie sich wohl besser für eine andere Seite entscheiden sollten: ihre Seite! Und wenn nicht, na dann eben töten. Diese Beschwörer hinter der Mauer waren eindeutig welche von der Sorte, denen man auf die Finger klopfte und weiter beobachtete, damit sie nicht wieder auf dumme Ideen kam. Doch allen Anschein nach kamen diese paar Magier nie wieder auf dumme Ideen. „Macht der die da kalt?“, fragte Ian flüsternd und wandte dabei den Blick auf Hayley, die vollkommen unter Spannung stand. Hätte er vielleicht auch etwas Panik haben sollen? Ian wusste das manchmal nicht so genau, denn Angst hatte er ziemlich selten. Auch nicht vor Dämonen in Mädchenkostüm.
Dass es Ian so zu amüsieren schien, fand Hayley gar nicht lustig. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie sich womöglich mit dem Dämon dort draußen womöglich sogar selbst angelegt. Aber nicht jetzt. Und Ian? Ja, der schien einen sehr ungesunden Mangel an Angst oder Selbsterhaltungstrieb zu besitzen, denn der Dämon dort hinten schien kaum zu kümmern. Viel mehr machte er nicht mal Anstalten sich von ihr mitziehen zu lassen, sodass auch Hayley stehen bleiben musste und Ian anschaute. Sie nickte ernst, aber ohne Angst. „In fünf Sekunden werden alle anderen auch tot sein.“, gab Hayley zu verstehen. „Wenn du nicht gerade lebensmüde bist, dann sollten wir schnellst möglichst von hier abhauen!“, zischte Hayley sichtlich angespannt und nickte in die Richtung, in die sie bereits zuvor wollte. „Es sei denn, du kennst einen besseren Weg oder möchtest genau so wie die anderen ausgeknipst werden!“ Bevor Hayley überhaupt geendet hatte, erklangen zwei weitere Knacklaute, gefolgt von 2 dumpfen Aufprallgeräuschen, woraufhin das Geschrei noch lauter wurde und sich die drei Überlebenden in Bewegung setzten. Ihre Schritte hallten durch das leere Gemäuer. „Drei hin, drei im Sinn!“, kam es fast absurd melodisch von der weiblichen Stimme, die nicht mehr wirklich menschlich klang mit ihrem eisigen Unterton. Dann hielt der Dämon inne. „Was ist denn das? „Drei hin, fünf im Sinn?“, korrigierte sich Aeshma amüsiert. „Ich weiß, dass ihr daaaaa seid! Sollte das eine Falle werden?“ Eine der Gestalten rannte geradewegs an Hayley und Ian vorbei, ohne sie in der panischen Angst eines Blickes zu würdigen. Und mit einem Mal fiel sie tot und mit absonderlich verrenkten Gliedern zu Boden. Hayley musste einen Aufschrei unterdrücken, als der Körper ihr direkt vor die Füße fiel und anfing aus jeder sichtbaren Körperöffnung zu bluten. Das war nicht gut. Gar nicht gut.
Ian Bennett Admin
Deva Lebensalter : 22 Tätigkeit : Student Anzahl der Beiträge : 61
Thema: Re: Willkommen in Boston 27.07.14 10:42
Erstaunt blickte Ian auf die Leiche, die vor ihnen zu Boden fiel. Gerade noch hatte diese Person panisch nach einem Fluchtweg gesucht und im nächsten Augenblick lag sie da, ihre Glieder verrenkt, als sei sie ein totes Insekt, welches sich zusammenkrümmt beim Vorgang des Sterbens. Ian atmete durch. Wie konnte er Hayley denn jetzt von hier wegschaffen? Seine Leute rufen? Das würde definitiv zu lange dauern. Bis die da waren, wären sie drei Mal tot. Mindestens. Alleine angreifen? Eigentlich tat er das ziemlich ungern, denn er wollte Hayley nicht unbedingt offenbaren, dass er etwas anderes war. Reine Vorsichtsmaßnahme. So gut kannte er sie nun auch wieder nicht und mit Blutmagie war sie vertraut, ein Werwolf war sie zudem auch noch. Eigentlich passte sie fast schon ins Schema der Wesen, die er jagen musste. Nur war sie alles andere als aggressiv. Im Gegensatz zu diesem Dämon dort, der gerade ein halbes Dutzend Möchtegern-Magier platt gemacht hat. Der kam definitiv auf seine Liste! „Gut Hayley... Du hörst mir nun zu, ja? Und zwar ganz genau. Du wirst den Gang entlang laufen und zum nächsten Gebäude rennen. Suche dort Professor Dravens Büro. Es ist im zweiten Stock, rechts nach den Treppen. Irgendwie wirst du das schon finden. Sag ihm, was hier los ist. Ich halte das Ding auf.“ Ihr jetzt zu erklären, warum ein Professor in den Ferien um diese Uhrzeit in seinem Büro sein sollte, war jetzt wohl nebensächlich. Irgendwer musste wohl Nachtschicht haben, schließlich schliefen die Monster da draußen ja nicht.
Hayley starrte Ian entsetzt an. Ihr Blick sagte bereits alles aus. „Bist du völlig bescheuert! Ich lass dich mit dem da nicht allein!“, fuhr sie Ian an. „Wenn hier einer einen Dämon aufhält, bin ich das und machst dich gefälligst aus dem Staub!“ Entschlossenheit stand in ihren Augen. Hayley dachte gar nicht daran Ian hier zurück zu lassen. In der Zwischenzeit war die dämonische Mädchenstimme nun wieder hörbar. Und Hayley kam das wie aus einem schlechten Horrorfilm vor. Sie hörte die schellen Schritte, die zu den drei Paaren flüchtender Beine gehörten und ein langsames Paar Schritte, welches durch den Arkadengang hallte und zu ihrem ganz eigenen Universitätsdämon gehörte. „Eins, zwei, wer holte mich herbei?“, kam es in einem sehr unglaubwürdigen Reim-Gesang. „Drei, vier, tot liegt ihr hier. „ Ein weiteres Krachen folgte. Die Schreie verstummten langsam, da die restlichen zwei Möchtegern-Hexen um ihr Leben rannten und ihren Atem nun für wichtigere Vorgänge brauchten als zum Schreien. „Fünf, sechs, ich habe euch verhext.“ folgte der Singsang und dieses Mal fielen zwei weitere Gestalten unweit von ihnen zu Boden. Hayley konnte sie sogar aus den Augenwinkeln sehen. „Sieben, acht, wer wird noch sterben heute Nacht?“, kam die Frage während sie Schritte immer näher auf sie zu kamen und Hayleys Blick immer panischer wurde. „Habt ihr etwa Angst um zum Spielen herauszukommen?“, kam es von dem Mädchen aufs Köstlichste amüsiert.
Ian Bennett Admin
Deva Lebensalter : 22 Tätigkeit : Student Anzahl der Beiträge : 61
Thema: Re: Willkommen in Boston 31.07.14 17:21
„Die hat jetzt nicht tatsächlich...?“ Ian dachte an einen ganz gewissen Horrorfilm bei der Aussage des Dämons und musste fast schon grinsen, da das endlich mal ein Dämon mit Humor war. Das war er gar nicht gewohnt! Aber es musste schließlich Ausnahmen geben, die die Regel bestätigten. Auf Hundert Dämonen kam also einer, der sich in der filmischen Kunst weiterbildete. Als sie sich schließlich vor dem Dämon versteckten und dieser seinen Psycho-Move machte, indem er langsam den hallenden Gang entlang ging, seufzte Ian leise und flüsterte wieder auf Hayley ein: „Du musst jetzt gehen... Los! Es ist wichtig, dass du gehst, sonst bekomme ich dich hier nicht raus. Sonst kannst du dir deine Unterkunft nämlich knicken, wenn du tot bist.“ Die Zeit für lockere Witze war sicherlich nicht angebracht, doch er versuchte sie dadurch etwas zu beruhigen, sodass sie dieses Entsetzen, welches in ihrem Gesicht zu sehen war, vielleicht etwas besänftigen konnte. Kurzerhand, weil er in ihrem Blick und dem sich öffnenden Mund schon wieder merkte, dass sie sich nicht dazu überzeugen ließ, schubste er sie zur Seite und offenbarte sich dem Mädchen-Dämon. „Lauf Forrest, lauf!“, rief er der Hayley hinterher, deren Verbleib er für den Dämon damit auf hundert Meter und weiter suggerierte. „Jetzt sind wir wohl allein. Komm schon, welcher Film war das den ich gerade zitiert habe?“, fragte er frech und schlüpfte an einem der toten Beschwörer vorbei, ohne in die Blutlache zu treten, als wäre es ihm irgendwie unangenehm.